Brunsbüttel (dpa/lno). Damit Erdgas im Winter nicht zur Mangelware wird, laufen Vorbereitungen für den Einsatz von LNG. Sobald das schwimmende Terminal in Brunsbüttel betriebsbereit ist, soll auch das Gasnetz soweit sein. Umweltschützer sehen Teile der Pläne kritisch.

Das Gasnetz in Schleswig-Holstein wird auf die künftige Versorgung mit Flüssigerdgas (LNG) vorbereitet. Bereits im Winter könnte LNG von Brunsbüttel an der Elbmündung in den Westen und Norden des Landes bis nach Sylt strömen, teilte die Schleswig-Holstein (SH) Netz AG am Montag mit. Gleichzeitig kritisierte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) den geplanten Bau einer 55 Kilometer langen Pipeline, die das künftige LNG-Terminal mit dem Gas-Fernleitungsnetz bei Hetlingen im Kreis Pinneberg verbinden soll. Der Antrag für die Pipeline sei der Versuch, eine auf Dauer angelegte Infrastruktur für Flüssigerdgas-Importe vorzubereiten, kritisierte die DUH am Montag.

SH Netz investiert nach eigenen Angaben in den kommenden Monaten rund drei Millionen Euro, um möglichst viel LNG-Gas vom schwimmenden Terminal in Brunsbüttel aus übernehmen zu können. Unter anderem müssten ein sogenannter Schieberplatz in Brunsbüttel gebaut und die Gasübernahmestation in Klein Offenseth (Kreis Pinneberg) erweitert werden.

Das schwimmende Terminal, das bereits zum Jahreswechsel einsatzbereit sein soll, wird nach Angaben des schleswig-holsteinischen Energiewendeministeriums zunächst über eine drei Kilometer lange Pipeline ans Gasnetz angeschlossen. Die maximale Kapazität des Terminals soll etwa fünf Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr aufnehmen. Diese werde aber erst mit der 55 Kilometer langen Gasleitung erreicht, die Ende 2023 fertig sein soll. Bis dahin betrage die Jahresdurchschnittskapazität 3,5 Milliarden Kubikmeter, was etwa vier Prozent des deutschen Gasbedarfs entspreche.

Die DUH hatte angekündigt, wegen der aktuellen Energiekrise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, den Bau von schwimmenden Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven nicht mutwillig zu verzögern. Allerdings ist die DUH gegen den Bau von LNG-Terminals an Land.

Aus Sicht des DUH-Bundesgeschäftsführers Sascha Müller-Kraenner wirkt die Begründung für die größeren Pipeline vorgeschoben. Denn das notwendige zwei Kilometer lange Verbindungsstück zwischen beiden Leitungen sei gar nicht Teil der aktuellen Anträge.

2026 soll das schwimmende Terminal durch ein Terminal an Land ersetzt werden. Dann steigt die Kapazität in Brunsbüttel auf zehn Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr. Die Anlagen sind auch für die spätere Aufnahme von Wasserstoff vorgesehen. Als weitere Standorte für LNG-Terminals stehen außerdem Wilhelmshaven und Stade in Niedersachsen sowie Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern fest.