Hamburg (dpa/lno). Dass das 9-Euro-Ticket die Fahrgastzahlen beim ÖPNV in die Höhe getrieben hat, steht fest und wird einhellig von der Politik begrüßt - auch in Hamburg. In der Frage, wie es nach Ablauf des Angebots weitergehen soll, liegt man deutlich weiter auseinander.

Angesichts des großen Zuspruchs für das 9-Euro-Ticket wird in Hamburg über eine Anschlusslösung für das Ende August auslaufende Angebot diskutiert. Der Erfolg des 9-Euro-Tickets und die in ganz Deutschland gestiegenen Fahrgastzahlen müssten für den rot-grünen Senat ein Weckruf sein, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering am Sonntag. «Wir benötigen in unserer Stadt eine Ausbau- und Preisoffensive für den ÖPNV. Nur so werden wir die verkehrlichen Herausforderungen der Zukunft meistern.»

Während die CDU schon seit Jahren die Einführung eines 365-Euro-Jahrestickets in Hamburg fordert, begrüßte die SPD-Bürgerschaftsfraktion den Vorschlag einer 69-Euro-Monatskarte, die wie das 9-Euro-Ticket bundesweit im Nahverkehr gültig sein soll.

Die Fokussierung von SPD und Grünen auf den Umbau Hamburgs zur Fahrradstadt werde dem Senat nicht die gewünschte Mobilitätswende bringen, warnte Thering. «Wer möchte, dass der ÖPNV wirklich Hamburgs Straßenverkehre entlastet, muss dessen Kapazitäten hochschrauben und die finanziellen Hürden für die Hamburgerinnen und Hamburger senken.» Auf die Menschen kämen in den nächsten Monaten ohnehin enorme Kostensteigerungen zu. «Eine generelle Erleichterung bei den Mobilitätskosten ist dadurch mehr als angebracht.»

Die hohe Nachfrage nach den 9-Euro-Tickets zeige, «dass die Bevölkerung durchaus bereit ist, attraktive Angebote im öffentlichen Personenverkehr zu nutzen», sagte Thering. «Ein 365-Euro-Ticket wäre dafür der richtige Weg.»

Am Freitag hatte sich der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) für die Einführung eines bundesweiten Klimatickets zum Preis von monatlich 69 Euro ausgesprochen. Hamburgs SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf nannte dies eine gute Grundlage für die Debatte um einen Nachfolger des 9-Euro-Tickets.

«Das 9-Euro-Ticket ist äußerst kostenintensiv, aber es funktioniert und hat der Mobilitätswende einen kräftigen Schub gegeben», sagte er. Klar sei, dass es kein Zurück zum alten System geben könne. «Als SPD-Fraktion begrüßen wir den Vorschlag für eine bundesweite Anschlusslösung zum 9-Euro-Ticket.» Ob der Preis von 69 Euro sozial und verkehrspolitisch angemessen und realisierbar sei, müssten die Beratungen der nächsten Wochen zeigen.

«Der Bund, der mit dem 9-Euro-Ticket den Anfang gemacht hat, ist jetzt in der Pflicht, sich in die Debatte um eine tragfähige Preisgestaltung einzubringen und einen großen Beitrag zur Finanzierung zu leisten», sagte Kienscherf. Das 9-Euro-Ticket habe sich als «Attraktivitätsbooster für den ÖPNV» erwiesen. Dieses Momentum müsse genutzt werden, um die Mobilitätswende im Sinne des Klimaschutzes voranzubringen.