Hamburg (dpa/lno). In Hamburg gehen bereits so viele vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche zur Schule wie in einem ganzen Stadtteil. Rund 300 neue Lehrerstellen wurden für sie geschaffen. Und die Zahlen dürften weiter steigen.

An Hamburgs Schulen werden mittlerweile 4226 vor dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine geflohene Kinder und Jugendliche unterrichtet. «Das allein entspricht ungefähr der Schülerzahl eines so großen Stadtteils wie Hamburg-Lurup», sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag. Die zusätzlichen Schüler seien an knapp 300 Schulen untergekommen - darunter 266 staatliche. Das sind zwei Drittel aller Schulen der Stadt.

Anmeldungen für weitere 105 Schülerinnen und Schüler, die in den vergangenen Tagen eingegangen seien, lägen bereits vor. Auch ihnen werden demnach in Kürze Plätze zugewiesen. Bis zu 400 weitere Kinder und Jugendliche aus der Ukraine, die sich noch nicht gemeldet haben, würden noch in der Stadt vermutet, sagte Rabe.

Gerade zu Beginn des russischen Angriffs Ende Februar habe es eine große Dynamik beim Flüchtlingszustrom gegeben. «Innerhalb der ersten drei Wochen kamen rund 1000 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine pro Woche an unseren Schulen an.» In den letzten Wochen habe sich der Anstieg auf 100 bis 250 Schüler pro Woche abgeflacht.

«Hamburgs Schulen haben in kürzester Zeit Tausende ukrainische Schülerinnen und Schüler aufgenommen», sagte Rabe. «Sie haben dafür in einer schwierigen Lage rund 120 neue Schulklassen aufgebaut, zahllose neue Klassenräume eingerichtet und Hunderte zusätzlicher Lehrkräfte eingestellt.»

Die meisten Kinder und Jugendliche aus der Ukraine lernen den Angaben zufolge zunächst rund ein Jahr lang in sogenannten Willkommensklassen, einige würden aber auch direkt in Regelklassen aufgenommen. «Das gilt insbesondere für sehr kleine Schülerinnen und Schüler der Vorschule, der ersten beiden Klassen», sagte der Senator.

Seit den Märzferien seien 119 Willkommensklassen zusätzlich zu den 248 bereits bestehenden eingerichtet worden - davon 14 an berufsbildenden Schulen. 17 weitere Willkommensklassen seien in Planung. Mit den bestehenden Willkommensklassen sei Hamburg gut auf die Aufnahme der Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine vorbereitet gewesen, sagte Rabe. In den besonders kleinen Klassen mit rund 15 Schülern gehe es zunächst darum, gut Deutsch zu lernen. Schrittweise würden dann weitere Schulfächer unterrichtet.

Zudem wolle man es ihnen ermöglichen, so viel wie möglich die eigene Sprache auch in der Schule zu sprechen, sagte er. Deshalb habe man die Schulen aufgefordert, entsprechende Sprachangebote zu machen.

Insgesamt 149 Lehrkräfte und 72 weitere Schulbeschäftigte hätten ukrainische Sprachkenntnisse - 46 aus der Ukraine geflohene Lehrkräfte seien inzwischen in Hamburger Schulen beschäftigt. Darüber hinaus gebe es 192 Lehrkräfte sowie 86 weitere Pädagogen, die Russisch könnten.

«Insgesamt stellen wir nach derzeitigem Stand für die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine zusätzlich rund 300 Lehrer-Stellen zur Verfügung», sagte Rabe. Die zusätzlichen Personalkosten lägen bei 32 Millionen Euro pro Jahr.