Hamburg (dpa/lno). Auf Vollbäder verzichten, kürzer duschen und Heizungen besser einstellen - das sind einige der Maßnahmen, mit denen die Hamburger Gas einsparen sollen. So zumindest empfiehlt es der Umweltsenator. Und auch der Bürgermeister macht sich in der Gaskrise seine Gedanken.

Die Menschen in Hamburg müssen sich angesichts der Gaskrise und explodierender Energiepreise auf spürbare Unannehmlichkeiten einstellen. Nach Einschätzung von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) haben neben Unternehmen auch Privathaushalte im Winter mit Gas-Rationierungen zu rechnen. «Das ist jedenfalls nicht ausgeschlossen», sagte Kerstan im Interview des «Hamburger Abendblatts» (Samstag). Bestimmte Industrien wie Aluminium, Kupfer oder Glas könnten nicht einfach abgeklemmt werden, «da wären die Anlagen sofort Schrott». Deswegen könne es auch dazu kommen, dass der Gasbezug für private Haushalte im Winter beschränkt werden müsse.

«Wir sind in einer viel schlimmeren Krise, als den meisten bewusst ist», warnte Kerstan. Die Hütte brenne längst - «auch wenn wir das im Sommer nicht so richtig wahrnehmen». Der Senator ermahnte die Menschen, auf Vollbäder zu verzichten, kürzer zu duschen, Sparduschköpfe und moderne Thermostate einzubauen und Heizungen besser einstellen zu lassen. «Je mehr wir jetzt einsparen, umso besser wird die Lage im Winter, weil sich die Speicher füllen.»

In der «Welt am Sonntag» sagte Kerstan, dass in einer akuten Gasmangellage warmes Wasser im Notfall nur zu bestimmten Tageszeiten zur Verfügung gestellt werden könnte. Auch eine generelle Absenkung der maximalen Raumtemperatur im Fernwärmenetz käme in Betracht.

Angesichts explodierender Energiepreise und des Klimawandels will Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) Windkraftanlagen auch in Naturschutzgebieten errichten. «Es geht auch um ökologische Flächen, es geht auch um Naturschutzgebiete», sagte Tschentscher bei der «langen Nacht der «Zeit»». Die «Umweltfront» sage stets, es müsse immer alles zulasten der Industrieflächen gehen. «Aus meiner Sicht geht es auch, ein Windrad in ein Gebiet zu stellen, in dem es ansonsten nur Natur gibt.»

Mit Blick auf die Gaskrise und steigende Energiepreise wächst in den Städten insgesamt die Sorge, dass Stadtwerke ernsthaft in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten - und damit die Versorgungssicherheit gefährdet wäre. «Der Druck auf die Stadtwerke nimmt jedem Tag zu», sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy. Würden die Stadtwerke die stark steigenden Preise weitergeben, wären viele Haushalte mit den Kosten überfordert. Wenn sie sie nicht weitergeben, dann könnten viele kommunale Versorger in die Insolvenz rutschen, warnte er. «Die Versorgung vieler Haushalte wäre nicht mehr sicher».

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte ebenso vor einer «Preisexplosion» beim Gas gewarnt. Er bezog sich dabei auf einen möglichen Totalausfall bei den russischen Gaslieferungen. Russland hatte Ende Februar die Ukraine überfallen und liegt seither auch mit den EU-Staaten im Clinch, die die Regierung in Kiew unterstützen.