Flensburg (dpa/lno). Marineschiffe, RoRo-Fähren, Spezialschiffe: Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) hat in ihrer langen Geschichte viele Schiffe gebaut. Und viele Auf und Abs erlebt. Zum 150. Jubiläum blickt die Werft wieder zuversichtlich in die Zukunft.

Es ist eine Geschichte mit vielen Aufs und Abs: Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) feiert am Samstag ihr 150-jähriges Bestehen. Anfang Juli 1872 wurden per Zeitungsannonce Investoren zur Konstituierung der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft geladen. Wenige Monate später, am 26. September 1872, fand die Gründungsversammlung statt. Seit damals hat die FSG 784 Baunummern vergeben, mehr als 750 davon wurden gebaut: Fracht-, Vieh- und Passagierdampfer, Drei-Mastschoner und Offshore Docks, U-Boote und Massengutfrachter, Containerschiffe und Roro-Fähren, Flottendienstboote und Forschungsschiffe.

Mehrfach in ihrer Geschichte stand die Werft kurz vor dem Aus, doch immer fand sich ein Retter, der die FSG vor dem Untergang bewahrte. Und auch dass die FSG ihren runden Geburtstag überhaupt feiern kann, haben vor rund zwei Jahren nicht alle erwartet - die FSG fuhr damals mal wieder durch schweres Fahrwasser. Es stand Spitz auf Knopf für die traditionsreiche Werft.

Die seit Jahren angeschlagene Werft war bereits 2019 von der Tennor Holding des Investors Lars Windhorst zum ersten Mal übernommen worden. Im Frühjahr 2020 musste nach einem geplatzten Schiffsgeschäft Insolvenz beantragt werden. Zum 1. September 2020 übernahmen mehrere zu Tennor gehörende Gesellschaften die Werft und 350 der Beschäftigten. Für den Neustart hatte Windhorst eine relativ gute Ausgangsposition geschaffen, denn die neue «FSG 2.0» startete ohne Altschulden und Verbindlichkeiten. Allerdings auch ohne Aufträge.

Seitdem ist viel passiert, was der Werft wieder Mut macht: Vor zwei Woche ist mit Neubau 782 das erste Schiff seit dem wirtschaftlichen Neustart des Unternehmens vom Stapel gelaufen. Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange taufte die 210 Meter lange RoRo-Fähre auf den Namen «MV Tennor Ocean» getauft. Es sei das Zeugnis des Neuanfangs dieser historischen Werft, sagte Lange. Das Schiff wurde von der IVP Ship Invest in Auftrag gegeben, einer Firma der Tennor-Gruppe. Doch mittlerweile gibt es auch wieder externe Aufträge. Zudem hatte die FSG im vergangenen Jahr den insolventen, renommierten Superjachtenbauer Nobiskrug in Rendsburg übernommen.

Angesichts der großen Herausforderungen, denen sich die maritime Wirtschaft stellen muss, habe die FSG ein klares Ziel, sagte Geschäftsführer Philipp Maracke. «Wir wollen uns im Kreis derer, die sich mit nachhaltigen Schiffsbetriebstechniken beschäftigen, die Technologieführerschaft erringen.» Seiner Ansicht nach hat die FSG dafür bessere Voraussetzungen als viele Wettbewerber. «Die FSG kann vor allem deshalb Stärken ausspielen, weil sie schon in der Vergangenheit technologische Pionierarbeit geleistet hat.» Er erinnerte unter anderem daran, dass die weltweit erste Frachtfähre mit LNG-Antrieb in Flensburg entwickelt und gebaut wurde.