Kiel. Bodenständige Sparkassen im Wandel: Die Digitalisierung hinterlässt immer mehr Spuren auch im Norden. Die elf Institute verbuchen teilweise deutliche Pluszahlen, aber ihr Verband hat auch Erwartungen in zwei Richtungen.

Das zunehmende Online-Banking führt zu weiteren strukturellen Veränderungen bei den Sparkassen in Schleswig-Holstein. So sank die Zahl der Filialen im vergangenen Jahr von 374 auf 357 sowie die der Geld- und Serviceautomaten von 1400 auf 1268. Wie der Sparkassen- und Giroverband am Mittwoch in Kiel weiter mitteilte, ging die Zahl der Mitarbeiter von 6620 auf 6342 zurück. Die Zahl der Sparkassen blieb konstant bei elf.

Die Corona-Pandemie verstärke den Trend zur Nutzung digitaler Services, hieß es zur Jahrespressekonferenz des Sparkassenverbandes. Der Wandel in der Filial-Kultur der Sparkassen setze sich durch die Digitalisierung und veränderte Ansprüche der Kunden fort. Die Sparkassen-App nutzten in Schleswig-Holstein mittlerweile 389.000 Menschen - gut 17 Prozent mehr als 2020. "Wir sehen in der Versorgung mit Finanzdienstleistungen und Beratung auf sehr hohem Niveau eine herausgehobene Verpflichtung der Sparkassen zur Präsenz in der Fläche", betonte aber Verbandspräsident Oliver Stolz.

Die Sparkassen im Land erhöhten ihr Geschäftsvolumen im vergangenen Jahr deutlich um 6,6 Prozent auf 48,9 Milliarden Euro. Das Jahresergebnis nach Steuern wuchs leicht auf 54,7 Millionen Euro. "Die Sparkassen verzeichnen zwar gute Zuwächse bei Kreditvergaben und Wertpapierabsätzen", erklärte Stolz. "Aber dem stehen Kosten durch Einlagenüberhänge und rückläufige Zinsüberschüsse gegenüber." Letztere sanken weiter auf 692,2 Millionen Euro.

Die zaghafte Zinspolitik der Europäischen Zentralbank belaste immer noch die Ertragslage. Unter diesen Bedingungen hätten die Sparkassen gut gewirtschaftet, sagte Stolz. "Die Dynamik beim Rückgang des Zinsüberschusses erfordert aber dringend eine Anpassung der Zinspolitik, um das Geschäftsmodell der Sparkassen nachhaltig sichern zu können."

Trotz eines prekärer werdenden Kosten- und Preisgefüges sei der Bestand an Immobilienkrediten bei den Sparkassen mit 21,3 Milliarden Euro erstmals über die Marke von 20 Milliarden geklettert, hieß es weiter. Teile der Mittelschicht könnten sich einen Hauskauf mittlerweile nicht mehr leisten. Als Gründe nannte Stolz außer der Entkoppelung der Marktpreise von den tatsächlichen Immobilienwerten die Unterbrechung von Lieferketten und die starken Preissteigerungen bei Rohstoffen wie Bauholz. Es seien dringend Entlastungen erforderlich, sagte Stolz unter Hinweis auf die im Land sehr hohe Grunderwerbsteuer von 6,5 Prozent. "Denn bereits kleine zusätzliche Preissteigerungen in laufenden Finanzierungsvorhaben können zu Liquiditätsengpässen führen."

Ihre Darlehenszusagen an Firmen und Privatleute erhöhten die Sparkassen um 8,1 Prozent auf 7,0 Milliarden Euro. Der Kreditbestand für Unternehmen und Selbstständige wuchs um 5,9 Prozent auf 22,7 Milliarden Euro und der für Privatpersonen um 3,5 Prozent auf 12,9 Milliarden. Das Einlagenvolumen stieg um 6,6 Prozent auf 35,9 Milliarden Euro.

"Die intensive Beratung der Sparkassen zum Beispiel zu Wertpapieren und in Immobilienfonds zeigt Erfolge", kommentierte Stolz. "Aber wir sehen auch, dass sich die Sparkultur im Land nicht von heute auf morgen wandelt." Zudem sei es eine normale Reaktion auf Krisen, Guthaben möglichst sicher und schnell verfügbar zu halten.

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