Fridays for Future

Weniger Teilnehmer bei Demo – Jan Delay lässt sich filmen

| Lesedauer: 5 Minuten
Maike Huckschlag
Bis zu 20.000 Demonstranten hatte Fridays for Future am Freitag in der Hamburger City erwartet. Letztlich waren es deutlich weniger.

Bis zu 20.000 Demonstranten hatte Fridays for Future am Freitag in der Hamburger City erwartet. Letztlich waren es deutlich weniger.

Foto: Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Laut Polizei zogen nur rund 3500 Menschen durch die Innenstadt. Der Hamburger Musiker leistete keinen offiziellen Beitrag.

Hamburg.  „Geduld ist vorbei, ich bin für Revolution. Bereit und du störst, obwohl du, du, du, du weißt. Dafür hab’ ich keine Zeit“, singt Musikerin Alli Neumann, während die Menge in der Sonne mit hochgehaltenen Fahnen und Transparenten bei fast sommerlichen Temperaturen tanzt. Seifenblasen schweben durch die Luft, die Stimmung ist friedlich, und das bei einem Thema, das im Hinblick auf die aktuelle politische Weltlage so brisant wie nie zuvor erscheint.

Umso erstaunlicher, dass gestern zwar Tausende Hamburgerinnen und Hamburger dem Aufruf der Klimabewegung Fridays for Future zum Klimastreik unter dem Motto „Another world is possible“ gefolgt sind, es jedoch deutlich weniger waren als die 20.000, die zuvor von der Bewegung erwartet worden waren.

Demo in Hamburg – diesmal mit Abstand

Doch wie auch bei der letzten Fridays-for-Future-Versammlung gehen die Angaben zu den Teilnehmerzahlen deutlich auseinander. Während Fridays for Future von gut 12.000 Demonstrantinnen und Demonstranten spricht, sind es laut Angaben der Hamburger Polizei lediglich 3500. Im Gegensatz zum letzten Klimastreik am 3. März hielten die Demonstrantinnen und Demonstranten jedoch deutlich mehr Abstand.

Eine mögliche Ursache für das Fernbleiben vieler Teilnehmerinnen und Teilnehmer könne ein Entschluss der Hannoveraner Ortsgruppe von Fridays for Future sein, die Musikerin Ronja Maltzahn aufgrund ihrer Frisur von einer Demonstration auszuschließen, vermutet eine Spendensammlerin der Hamburger Ortsgruppe.

Empörung über Entschluss von FFF

Dieser Entschluss hatte vor zwei Tagen zu viel Empörung in den Medien geführt, da Fridays for Future Hannover der Ansicht war, dass das Tragen von Dreadlocks bei weißen Personen als rassistisch einzustufen sei. Es gehe „zumindest das Gerücht rum“, so die Spendensammlerin. Offizielle Einschätzungen gab es allerdings nicht.

Nach einem Auftakt an der Willy-Brandt-Straße zog der Demonstrationszug über die Steinstraße am Hauptbahnhof vorbei, anschließend über die Lombardsbrücke bis auf den Holstenwall und endete wieder an der Willy-Brandt-Straße.

„Es gibt keinen Plan B“

Während des knapp zweieinhalbstündigen Zugs durch die Innenstadt blieben die Demonstrantinnen und Demonstranten immer wieder stehen, gingen in die Knie und riefen Parolen wie „Worin wir unsere Zukunft sehen? Erneuerbare Energien!“ oder „Power to the people!“. Zudem musste der Zug ganze dreimal eine Rettungsgasse für Krankenwagen und Polizei bilden, was jedoch problemlos binnen weniger Sekunden erfolgte.

Neben Transparenten und Schildern mit Aufschriften wie „Es gibt keinen Plan B“ oder „Wäre die Umwelt eine Bank, hättet ihr sie längst gerettet“, hielten dieses Mal auch viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer ukrainische Fahnen und Schilder mit Solidaritätsbekundungen in die Luft.

Auch der Ukrainekrieg war Thema

So war der Ukrainekrieg neben Klimakrise und Pandemie auch dominantes Thema vieler Beiträge. Der Hamburger Meteorologe und Klimaforscher Mojib Latif, der als erster Redner die Bühne betrat, leitete seine Rede beispielsweise mit den Worten „Es ist eine Scheißzeit.“ ein. „Wir müssen an die denken, die derzeit keine Stimme haben“, sagte der Forscher und bekundete offen seine Solidarität mit den Ukrainerinnen und Ukrainern.

Darüber hinaus übte der Klimaforscher deutliche Kritik an der deutschen Klimapolitik. Diese sei „wie aus der Steinzeit“, da immer noch die Verbrennung fossiler Brennstoffe zur Wärmegewinnung genutzt werde. Diese „lieb gewonnenen Gewohnheiten“ seien schlichtweg „verrückt“, so Latif.

Annika Rittmann „müde“ von den Krisen

Ebenso zeigte sich das Hamburger Fridays-for-Future-Gesicht, Annika Rittmann, empört: „Was zur Hölle geht ab?“ und „Was tun wir hier eigentlich?“, fragte die Klimaaktivistin, woraufhin viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer Beifall klatschten. Rittmann sei „müde“ von den Krisen, die unseren Alltag dominierten und dem Festhalten der Politik an fossilen Energien, so die Aktivistin. Auch wenn es „einfacher“ sei wegzuschauen, so sei allein „das Wegschauen bereits ein Privileg“, betont die Hamburgerin.

So sieht es auch Klimaaktivist Ilyess El Kortbi, der sich per Video aus der Ukraine dazu schaltete. Auch er kritisierte die Klimapolitik der Bundesregierung sowie insbesondere den Gashandel mit Russland. Es fließe aktuell „kein Gas“, sondern „Blut“ durch die Leitungen, so der Klimaaktivist und verwies auf das Leid der Ukrainerinnen und Ukrainer.

Demo in Hamburg: Jan Delay mit dabei

Neben weiteren Rednern, darunter auch eine Psychologin, wurde das Programm erneut von Musikern wie Alli Neumann und der Pop-Band OK KID begleitet. Aufgrund der „besonderen Protestkultur“ sei es „immer wieder schön, in Hamburg zu spielen“, betont Sänger Jonas Schubert.

Ein weiterer prominenter Begleiter der Demonstration war der Hamburger Musiker Jan Delay, der zwar vor dem Demonstrationszug herlief und sich filmen ließ, jedoch keinen offiziellen Beitrag zum Programm beisteuerte.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Hamburg