Hamburg. Nach Missbrauchsskandal im Erzbistum München: Termine für Austritt aus Kirche in einigen Bezirken zunächst ausgebucht.

Eine Woche nach der Vorstellung des Gutachtens zu sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Erzbistum München steigt auch in Hamburg die Zahl der Kirchenaustritte. "Seit der Bekanntgabe des Gutachtens stehen bei uns die Telefone sprichwörtlich nicht mehr still und viele Menschen bitten um einen Termin", sagte Kay Becker, Pressesprecher des Bezirksamtes Eimsbüttel. In den nächsten Wochen seien die Termine erst einmal ausgebucht. Auch im Bezirksamt Hamburg-Wandsbek sind die Termine für Kirchenaustritte bis zum 30. Juni bereits vergeben.

Eine Unterscheidung nach Konfession evangelisch/katholisch wird bei den Hamburger Bezirksämtern statistisch nicht erfasst. Es habe jedoch über beide großen Konfessionen hinweg in den vergangenen Jahren einen kontinuierlichen Anstieg gegeben, teilte das Bezirksamt Wandsbek mit. Dort stieg die Zahl der Kirchenaustritte von 1845 im Jahr 2020 auf 2818 im Jahr 2021.

Nach Missbrauchsgutachten: Kirchenaustritte in Hamburg nehmen zu

Ein vom Erzbistum München und Freising in Auftrag gegebenes Gutachten hatte ergeben, dass Fälle von sexuellem Missbrauch in der Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt wurden.

Das Gutachten wirft den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger sowie dem aktuellen, Reinhard Marx, Fehlverhalten vor. Von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern sprechen die Gutachter, gehen aber von einem deutlich größeren Dunkelfeld aus.