hamburg. Bundesweit ist Hamburg beim Bau von Sozialwohnungen Spitze - allerdings sind im vergangenen Jahr deutlich weniger neue günstige Wohnungen fertig geworden. Die Bausenatorin macht Corona dafür verantwortlich, die Opposition den rot-grünen Senat.

Die Zahl neu gebauter geförderter Wohnungen ist im vergangenen Jahr in Hamburg deutlich gesunken. 2021 seien 1895 auf dem ersten oder zweiten Förderweg geförderte Wohnungen fertiggestellt worden, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung der Wohnraumförderungsbilanz. 2020 waren es noch 3472. Stapelfeldt machte Ungewissheiten durch die Corona-Pandemie und die gestiegenen Baukosten für den Rückgang verantwortlich. Um die gestiegenen Kosten aufzufangen, habe man die Förderung in diesem Jahr um zwölf Prozent erhöht.

Bei der Bewilligung geförderter Neubauwohnungen durch die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB) habe man den rückläufigen Trend im zweiten Pandemiejahr auffangen können, sagte Stapelfeldt. So habe die Zahl der 2021 bewilligten Wohnungen mit Mietpreis- oder Belegungsbindung mit 2819 die des Vorjahres um 176 übertroffen.

Die Senatorin verwies darauf, dass Hamburg bei der Bewilligung geförderter Wohnungen pro 100 000 Einwohner seit Jahren bundesweit deutlich an der Spitze liege. "Hamburg hat (...) einen erheblichen Anteil an der Sozialwohnungsbauleistung der Bundesrepublik Deutschland".

Dass die Zahl der Sozialwohnungen in Hamburg per Saldo zum 1. Januar erneut um mehr als 2100 auf 77 869 gesunken sei, liege daran, dass eine große Zahl an Wohnungen aus den 70er Jahren aus der Bindung herausfalle. Dagegen könne man "gar nicht gegenanbauen", sagte Stapelfeldt. Mittelfristig werde man aber einen Bestand von 80 000 Sozialwohnungen halten können.

Seitens der Opposition hagelte es Kritik: Rot-Grün habe sich zum Ziel gesetzt, jährlich 4000 Wohnungen für Menschen mit geringen und mittleren Einkommen zu bauen, sagte die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Anke Frieling. "Dieses Ziel wurde auch in 2021 wieder krachend verfehlt." Die Folge sei, dass "auch in 2022 weiterhin Tausende Menschen in unserer Stadt vergeblich nach günstigem Wohnraum suchen oder eben nicht mehr in Hamburg wohnen können".

Der Neubau von Sozialwohnungen sei um fast 50 Prozent eingebrochen, konstatierte Heike Sudmann, wohnungspolitische Sprecherin der Linken. "Das ist das schlechteste Ergebnis seit 2014. Damit fehlen genau die Wohnungen, die am dringendsten gebraucht werden, nämlich die preiswerten!"

Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein sprach von einer "traurigen Bilanz". Der Rot-Grüne Senat erhalte damit die Quittung für strategische Fehler. "Der Versuch, die Schuld auf die Pandemie zu schieben, ist an Durchsichtigkeit kaum zu überbieten." Sie forderte eine Korrektur bei der Grundstücksvergabe vor allem über das Erbbaurecht, durch das Investoren abgeschreckt würden.

Die Wohnungswirtschaft lobte, dass der Senat den gestiegenen Baukosten mit einer Erhöhung der Förderung um zwölf Prozent Rechnung getragen habe. Allerdings sei Geld nicht alles, sagte der Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen, Andreas Breitner. "Die Bereitstellung von bezahlbaren Grundstücken und die Beschleunigung von Baugenehmigungsverfahren bleiben weitere wichtige Aufgaben des Senats."

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