Hamburg. Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Infektionen kratzt in Hamburg an der 2000er-Marke. Und der Anstieg dürfte noch weitergehen. Die Gesundheitsämter arbeiten ganz offenbar am Limit.

Mit einem Rekordwert von mehr als 6600 neuen Corona-Infektionen an einem Tag ist Hamburgs Sieben-Tage-Inzidenz auf knapp 2000 gestiegen. Die Gesundheitsbehörde gab die Zahl der gemeldeten Ansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche am Dienstag mit 1999,4 an, nach 1881,9 am Montag und 1180,6 vor einer Woche. Auf Basis einer anderen Berechnungsmethode nannte das Robert Koch-Institut (RKI) für Hamburg eine Sieben-Tage-Inzidenz von 1547,4 - die bundesweit zweithöchste nach Berlin (1593,5).

Die Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft forderte angesichts der Zahlen eine Einstellungsoffensive in den Gesundheitsämtern. Zwei Kleine Anfragen an den rot-grünen Senat hätten ergeben, dass es derzeit bis zu 13 Tage dauern könne, bis ein Corona-Infizierter von den Gesundheitsämtern kontaktiert werde, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Fraktion, Deniz Celik.

Der Senat habe es "sträflich versäumt, die Gesundheitsämter auf eine schwere Infektionswelle vorzubereiten". Derzeit seien dort 700 Vollzeitkräfte in der Kontaktnachverfolgung tätig - deutlich weniger als im Januar vor einem Jahr, als es noch 913 gewesen seien, obwohl die Inzidenz niedriger lag als heute.

Verglichen mit der Situation vor einem Jahr gebe es "einen kolossalen Unterschied", sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer. "Und der liegt darin, dass wir vor einen Jahr nicht einen so hohen Impfstatus hatten." Dennoch bemühe man sich um die Gewinnung neuer Mitarbeiter für die Gesundheitsämter, was sich aber als nicht einfach erweise. "Es gibt laufende Bewerbungsverfahren, aber man kann nicht jeden einstellen. Es kommt auf die Kompetenz an."

Die Kontaktaufnahme mit Infizierten geschehe in der Regel auch deutlich schneller als in den von der Linksfraktion genannten "Einzelfällen", sagte Schweitzer. "In 92 Prozent aller Fälle wird eine Kontaktaufnahme sichergestellt innerhalb von zwei Tagen." Die schiere Zahl der Neuinfektionen mache aber deutlich, vor welchen Herausforderungen man stehe. Schweitzer appellierte an positiv Getestete, den Ämtern zu helfen und mögliche Kontaktpersonen selbst zu informieren.

In Hamburg wurden am Dienstag laut Gesundheitsbehörde binnen eines Tages 6663 Fälle neu erfasst - 2050 mehr als am Montag und 2238 mehr als vor einer Woche. Die Zahl der seit Beginn der Pandemie an oder im Zusammenhang mit Corona gestorbenen Menschen stieg laut RKI um 10 auf 2085. Nach den vorliegenden Daten haben sich in der Hansestadt seit Februar 2020 mindestens 219 515 Menschen infiziert; davon gelten 143.000 nach RKI-Schätzung als genesen.

Auf den Intensivstationen der Hamburger Krankenhäuser wurden am Dienstag (Stand 11.55 Uhr) laut dem Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und- Notfallmedizin (Divi) 76 Covid-19-Patienten behandelt, einer mehr als am Vortag. Die Gesundheitsbehörde gab die Gesamtzahl der Covid-19-Patienten in den Kliniken der Hansestadt - Stand Montag - mit 530 an, davon 76 auf Intensivstationen. Das waren 70 beziehungsweise 3 mehr als zuletzt mit Stand Freitag gemeldet.

Die Hamburger Hospitalisierungsinzidenz, also die Zahl der in Krankenhäusern neu aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche, sank laut RKI von 6,42 am Montag auf 5,18. Bundesweit erhöhte sich dieser Wert von 3,87 auf 4,07. Bei Überschreiten der Grenzwerte 3, 6 und 9 können die Bundesländer jeweils schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verhängen.

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