Hamburg.

Die Bürgerschaftsfraktion der Linken hat die Aufhebung der Präsenzpflicht an den Hamburger Schulen gefordert. "Das starre Festhalten an der Präsenzpflicht an den Schulen ist zu einem Zwang zur Infektion geworden", erklärte die schulpolitische Sprecherin der Linken, Sabine Boeddinghaus, am Montag. Gerade bei jungen Menschen, die die Linken-Politikerin zur vulnerablen Gruppe zählte, gingen die Inzidenzen durch die Decke. Boeddinghaus forderte Schulsenator Ties Rabe (SPD) zum Handeln auf: "Ich erwarte von ihm, sich endlich vom Dogma der Präsenzpflicht zu lösen und die Voraussetzungen für ihre Aussetzung an den Schulen zu schaffen."

Ein Sprecher der Schulbehörde sagte dazu: "Wir beobachten die Lage sehr genau, ziehen daraus unsere Schlussfolgerungen und handeln entsprechend." Präsenzunterricht habe einen hohen Wert für alle Kinder und Jugendlichen. Schule schaffe klare Strukturen und ermögliche wichtige soziale Kontakte, die für die psychische Gesundheit der Kinder unerlässlich seien. "Trotz aller Risiken der gesundheitlichen Gefahren des Coronavirus halten wir es daher auch weiter für notwendig, die Präsenzpflicht nicht aufzuheben."

Rabe hatte in der vergangenen Woche erklärt, die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der registrierten Ansteckungen pro 100 000 Einwohner und Woche, sei schon lange nicht mehr alleiniger Maßstab. Zur Bewertung der Lage sei vor allem der Blick auf die tatsächlich erkrankten Kinder und Jugendlichen relevant. Zu dem Zeitpunkt waren weniger als zwei Prozent der Klinikpatienten unter 20 Jahre alt.

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