Kiel. Mitten im Land endende Autobahnen, löchrige Bundes- und Landstraßen, marode Brücken. Den Mängeln des schleswig-holsteinischen Straßensystems setzen Bund und Land viele Millionen Euro entgegen. Auch Großprojekte sollen 2022 weiter vorankommen.

Für Ausbau und Erhalt der Straßeninfrastruktur in Schleswig-Holstein stehen nach Angaben von Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) in diesem Jahr insgesamt mehr als 300 Millionen Euro von Bund und Land zur Verfügung. "Es geht voran auf Schleswig-Holsteins Straßen – in den vergangenen zwei Jahren gab es keinen Corona-Einbruch und auch dieses Jahr wird mit Hochdruck weiter gearbeitet", sagte Buchholz am Montag.

Für die Sanierung von Landesstraßen sollen den Angaben zufolge rund 90 Millionen Euro ausgegeben werden. Dazu kommen rund 25 Millionen Euro für die Sanierung von Kreisstraßen sowie 90 Millionen Euro Bundesmittel für Neubau und Erhaltung von Bundesstraßen. Die Autobahn GmbH des Bundes will dieses Jahr mehr als 80 Millionen Euro in den Erhalt, die Modernisierung und den Ausbau der Infrastruktur investieren.

Neben Neubauprojekten wie der Rader Hochbrücke im Zuge der Autobahn 7 (Hamburg-Flensburg) oder der Anbindung des Fehmarnbelttunnels sei die Erhaltung des insgesamt rund 5700 Kilometer umfassenden Netzes von Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen wichtig für Gesellschaft und Wirtschaft, betonte Buchholz. "Kaputte Straßen sind für die Menschen ein Sicherheitsrisiko und für unsere Betriebe ein Bremsklotz."

Buchholz betonte, dass auch in den Bahnverkehr im Land hohe Millionensummen investiert werden. Allerdings sei es nicht möglich, jeden Ort mit dem Zug zu erreichen. In den kommenden beiden Jahren seien auch 156 Radweg-Sanierungen und 12 Radweg-Neubauten vorgesehen.

Bei den Autobahnprojekten geht es nach Angaben des stellvertretenden Leiters der Niederlassung Nord der Autobahn GmbH, Carsten Butenschön, zum Beispiel um die Sanierung der A 215 (Bordeholm-Kiel) und der A210 (Rendsburg-Kiel). Die Planungsgesellschaft Deges plant unter anderem den Weiterbau der A20, die bei Glückstadt die Elbe unterqueren soll. Von den sechs Teilabschnitten würden drei beklagt. Bei den anderen drei laufen Änderungsverfahren. Auf der rund 80 Kilometer langen Strecke sollen 90 Brücken gebaut werden. Außerdem ist der neue Elbtunnel Teil des Projekts. Nach Fertigstellung der A 20 bei Bad Segeberg kann die Kreisstadt nach Deges-Angaben mit einer Verkehrsentlastung von 44 Prozent oder rund 13 400 Fahrzeugen pro Tag rechnen.

Die Bauausgaben der Deges-Projekte in Schleswig-Holstein sollen nach Angaben von Bereichsleiter Bernd Rothe 23,5 Millionen Euro betragen, nach 7 Millionen Euro 2021.

Für den Ersatz der Rader Hochbrücke sollen in diesem Jahr die ersten Arbeiten vergeben werden oder schon beginnen. Das betreffe Baustraßen und Schiffsanleger, Leitungen, Erdarbeiten und das östliche Brücken-Teilbauwerk.

Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) treibt 2022 nach Angaben von Direktor Torsten Conradt unter anderem den weiteren Ausbau der B 5 an der Westküste, der B 404 und die bereits begonnene Ortsumgehung Schwarzenbek (B 209) voran. Er appellierte an die Politik, nach jahrzehntelangen Sparzwängen im Engagement für ein intaktes Straßennetz nicht nachzulassen.

Conradt erinnerte an den Fachkräftemangel in der Branche. Der LBV.SH suche zum Beispiel Ingenieure und Techniker, Auszubildende und Studierende. Auch Quer- oder Wiedereinsteiger würden gesucht.

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