Kiel.

Der Kieler Virologe Helmut Fickenscher hat sich kritisch zu den Plänen für eine Corona-Impfpflicht geäußert. "Ich fürchte, dadurch entsteht eine weitere Polarisierung innerhalb der Gesellschaft", sagte der Leiter des Instituts für Infektionsmedizin der Christian-Albrechts-Universität dem "Flensburger Tageblatt" (Donnerstag).

Er begrüße eher Maßnahmen, die auf Integration zielten und nicht auf Ausgrenzung. "Außerdem wäre bei einer Impfpflicht auch ein Impfregister notwendig, aber das dürfte datenschutztechnisch schwierig werden", sagte Fickenscher. "Und eine Impfpflicht, bei der es sich herausstellt, dass sie gar nicht umsetzbar ist, wäre problematisch."

Fickenscher sagte dem Blatt, eine gewisse Zurückhaltung bei neuen Medikamenten oder Impfstoffen sei ein bekanntes gesellschaftliches Phänomen, das aber bei den mRNA-Impfstoffen nicht mehr angebracht sei. Diese seien so gut erprobt wie kaum ein anderer Impfstoff.

Nach zahlreichen Impfungen mit nur ganz wenigen dokumentierten schweren Impfreaktionen gebe es daran keinen wissenschaftlichen Zweifel mehr. "Aber natürlich hat jeder ein Recht auf seine eigenen Ängste", sagte Fickenscher. "Ich hoffe sehr, dass der Impfstoff Novavax, der mittlerweile zugelassen ist, dabei helfen kann, viele der Skeptiker zu überzeugen."

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