Kiel.

Der SSW-Landtagsabgeordnete Christian Dirschauer hat ein zu geringes Wissen der Landesregierung über die Gefährdung von Menschen mit Behinderung durch sexuelle, körperliche oder psychische Gewalt moniert. "Dafür, dass der Regierung keine Erkenntnisse über das Ausmaß der Gewalt im privaten Umfeld dieser Gruppe vorliegen, kann man vielleicht noch Verständnis aufbringen", erklärte Dirschauer am Dienstag. "Dass die Landesregierung aber auch für öffentliche Betreuungsformen wie Berufsbildungswerke, Förderzentren oder Vereine keinerlei Angaben zu Gewalterfahrungen der Kinder und Jugendlichen machen kann, erfüllt mich mit Sorge." Hintergrund der Kritik ist die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage Dirschauers (Drucksache 19/3535).

Kinder und Jugendliche mit Behinderungen haben nach Angaben des Abgeordneten ein deutlich höheres Risiko, Gewalt zu erfahren. Das räume auch die Landesregierung in ihrer Antwort ein und verweise sogar auf eine bis zu vierfach erhöhte Gefährdungslage. Laut Landesregierung sei es "nicht geplant, Studien zur Gewalterfahrung von Kindern mit Behinderungen in familienexternen bzw. öffentlichen Betreuungsformen in Auftrag zu geben". Statt für den öffentlichen und privaten Bereich Klarheit zu schaffen und Daten als Handlungsgrundlage für gezielte Beratung und Prävention zu erheben, werde auf den Bund verwiesen. "Das ist aus meiner Sicht zu wenig", kritisierte Dirschauer.

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