Hamburg. Die Corona-Zahlen schießen in Hamburg weiter in die Höhe. Fast 4000 neue Infektionen an einem Tag und eine Inzidenz von knapp 900 - da wirken die neuen Corona-Maßnahmen eher verhalten.

Angesichts der drohenden Gefahr für die kritische Infrastruktur durch die immense Zahl an Corona-Neuinfektionen gelten von Samstag an in Hamburg lockerere Quarantäneregeln. "Tatsächlich werden wir das 1:1 umsetzen, was der Bundesrat auf den Weg gebracht hat", sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Freitag. In der neuen Eindämmungsverordnung des Senats sei auch die von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bereits angekündigte verschärfte Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr enthalten. Ab Samstag gilt damit auch in Hamburg für alle ab 14 Jahren: FFP2 in Bussen und Bahnen, auf Fähren, in Taxen und in MOIA-Fahrzeugen.

Die vom Bundesrat beschlossenen neuen Quarantäneregeln sehen vor, dass sich dreifach geimpfte Kontaktpersonen von Corona-Infizierten nicht mehr in Quarantäne begeben müssen. Das gilt auch für frisch doppelt Geimpfte oder frisch Genesene.

Außerdem werden kürzere Quarantänezeiten im Fall von Infektionen ermöglicht, um angesichts steigender Infektionszahlen den personellen Zusammenbruch wichtiger Versorgungsbereiche zu verhindern. Künftig können sich Infizierte oder Kontaktpersonen, die die Vorgaben für eine Quarantäne-Befreiung nicht erfüllen, nach sieben Tagen durch einen PCR-Test oder einen zertifizierten Antigen-Schnelltest freitesten.

FFP2-Masken mit ihrer besonders hohen Filterwirkung müssen nach Angaben der Verkehrsbehörde ab Samstag auch in den Haltestellenbereichen von Bussen und Bahnen getragen werden. Bei jungen Fahrgästen im Alter zwischen 6 und 13 Jahren genüge aber weiterhin eine medizinische Maske. Kleinere Kinder sind ganz von der Maskenpflicht befreit.

Bisher gab es in Hamburg nur eine Empfehlung zum Tragen der FFP2-Masken im ÖPNV. 70 Prozent der Fahrgäste seien der Empfehlung aber bereits gefolgt, so die Behörde. Insgesamt liege die Masken-Tragequote im Hamburger Verkehrsverbund bei über 90 Prozent.

Eine weitere Verschärfung der Maßnahmen oder gar einen Lockdown hält Leonhard derzeit trotz immer neuer Negativrekorde bei den Infektionszahlen nicht für zielführend. "Ich glaube im Moment nicht, dass der Lockdown das ist, was wir brauchen", sagte sie. Erfahrungen etwa in den Niederlanden hätten gezeigt, dass auch harte Einschränkungen die Verbreitung der Omikron-Variante nicht verhindern könnten. "Im Moment, glaube ich, müssen wir mit der Situation einfach zurechtkommen wie sie ist." Zudem sei ein Lockdown aufgrund fehlender bundesrechtlicher Grundlage derzeit gar nicht möglich.

Leonhard sprach von einer "extrem dynamischen Phase" in der Pandemie. Durch Omikron hätten sich die Vorstellungen von den Infektionszahlen noch einmal "dramatisch verschoben". "Alles was wir wissen über Omikron, ist, dass es sich sehr erfolgreich verbreitet (...), so dass die explodierenden Fallzahlen damit zu tun haben, dass das Virus sich bei uns schon durchgesetzt hat." Das Gute an der Variante sei, "dass wir bei Geimpften nur relativ wenig symptomatische Verläufe sehen".

Mit 3841 neu nachgewiesenen Infektionen an einem Tag und einer Sieben-Tage-Inzidenz knapp unter 900 erreichten die Corona-Zahlen in Hamburg am Freitag neue Höchststände. Die Zahl neu gemeldeter Ansteckungen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche gab die Gesundheitsbehörde mit 897,8 an - nach 801,8 am Donnerstag und 556,5 am Freitag vor einer Woche. Zugleich erhöhte sich die Zahl der seit Beginn der Pandemie an oder im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorbenen Menschen um 2 auf 2038.

Bei der Sieben-Tage-Inzidenz liegt Hamburg weiter deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Auf Basis einer anderen Berechnungsmethode gab das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 665,0 für Hamburg an, für ganz Deutschland einen Wert von 470,6. Auch bundesweit stiegen die an einem Tag gemeldeten Corona-Fälle auf einen Rekordstand von 92.223.

Nach wie vor weist die Gesundheitsbehörde in Hamburg darauf hin, dass von einer höheren Fallzahl und somit auch von einer höheren Inzidenz ausgegangen werden muss. Grund sei der schnelle Anstieg und das hohe Fallaufkommen, welches zu einer teilweise späteren Meldung durch die Labore sowie zu einer teilweise verzögerten Bearbeitung an den übermittelnden Stellen führten.

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