Hamburg. Die vierte Corona-Welle scheint in Hamburg an Schwung zu verlieren, aber jetzt mischt die Omikron-Variante mit. Die Schulbehörde verpflichtet auch Vorschüler zum Maskentragen. Die Ärztekammer warnt vor einem Gesundheitsnotstand.

Die Omikron-Variante des Coronavirus hat nun auch Hamburg erreicht. Erstmals sei die als besorgniserregend eingestufte Variante durch Genomsequenzierung bei einer Person aus dem Stadtteil Eimsbüttel nachgewiesen worden, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer am Dienstag. Es handele sich nicht um einen Reiserückkehrer. Die Person sei nicht gegen Corona geimpft. Derzeit werde versucht, Umfeld und Infektionsweg aufzuklären. Es gebe weitere Verdachtsfälle.

Die Omikron-Variante ist bereits in mehreren Bundesländern aufgetaucht. Schleswig-Holstein hatte am Montag von drei Verdachtsfällen im Raum Flensburg berichtet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die zunächst im südlichen Afrika entdeckte Corona-Variante am 26. November als "besorgniserregend" eingestuft. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC hat die Sorge, dass Omikron die Wirksamkeit der Impfstoffe erheblich verringern und das Risiko von Reinfektionen erhöhen könnte. Welche genauen Auswirkungen die Mutante hat, steht noch nicht fest.

Bislang beträgt die Quote der sogenannten Impfdurchbrüche in Hamburg 0,43 Prozent, wie der Senat mitteilte. Von den 1 362 482 Hamburgern, die bis zum 22. November vollständig geimpft waren, haben sich 5911 dennoch infiziert und Symptome entwickelt. 331 von ihnen mussten ins Krankenhaus, und von diesen kamen 36 auf eine Intensivstation.

Die Hamburger Ärztekammer forderte vom Senat schärfere Corona-Maßnahmen, sollte die Zahl der Infektionen zunehmen. "Wenn sich zeigt, dass Fallzahlen weiter steigen, muss zügig über weitere Corona-Eindämmungsmaßnahmen entschieden werden", sagte Ärztekammerpräsident Pedram Emami. Nur so könne ein akuter Gesundheitsnotstand in der Stadt verhindert werden. In einer Resolution habe sich die Delegiertenversammlung der Ärztekammer aber gegen Maßnahmen zulasten von Kindern und Jugendlichen ausgesprochen. "Schulschließungen gilt es unbedingt zu vermeiden", sagte Emami. Schulen seien nicht nur Orte der Bildung und der Begegnung für Kinder und Jugendliche, sondern unabdingbar für die psychische Gesundheit.

Ab Anfang kommender Woche müssen in Hamburg auch Vorschulkinder Maske tragen und sich auf das Virus testen lassen. Das geht aus einem Brief hervor, den die Schulbehörde am Dienstag an alle Schulen der Hansestadt verschickte. Zudem wird die Taktung der Corona-Tests erhöht: Zunächst bis Januar sollen die Schüler dreimal pro Woche getestet werden - in der Regel montags, mittwochs und freitags. Dies war bereits in den ersten beiden Wochen nach den Herbstferien der Fall. An den letzten drei Schultagen vor Weihnachten soll täglich getestet werden, ebenso an den ersten drei Tagen nach den Weihnachtsferien.

Die Sieben-Tage-Inzidenz ging unterdessen minimal zurück. Die Gesundheitsbehörde gab die Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche am Dienstag mit 244,2 an. Am Montag hatte der Wert 245,5 betragen, vor einer Woche 243,1. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz betrug laut Robert Koch-Institut (RKI) 432,2, nach 441,9 am Montag.

Die Gesundheitsbehörde gab die die Gesamtzahl der Covid-19-Patienten in den Kliniken der Hansestadt (Stand Montag) mit 249 an, davon lagen 69 auf Intensivstationen. Unter den Intensivpatienten seien auch einige aus anderen Bundesländern, vor allem Bayern, sagte Schweitzer. "Wir haben eine noch stabile Lage in unseren Krankenhäusern."

Die Hospitalisierungsrate, also die Zahl der in Krankenhäusern aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner und Woche, sank laut RKI in Hamburg von 3,08 auf 2,75. Bundesweit stieg der Wert von 5,32 auf 5,45. Bei Überschreitung der Grenzwerte 3, 6 und 9 können die Bundesländer jeweils schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verhängen.

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