Hamburg. Schon jetzt platzt der Hamburger Hauptbahnhof mit mehr als einer halben Million Besuchern täglich in Hauptverkehrszeiten aus allen Nähten. 750.000 Besucher sollen es in 20 Jahren werden. Erweiterung tut schon lange Not, jetzt gibt es auch einen Plan dafür.

Mit einer offenen gläsernen Halle vor der Südseite soll der Hamburger Hauptbahnhof fit für die Zukunft gemacht werden. Außerdem sieht der Siegerentwurf zur Neugestaltung des chronisch überlasteten Verkehrsknotens, der am Dienstag von Stadt und Bahn vorgestellt wurde, eine Erweiterung der Tonnendachkonstruktion an der Ostseite sowie die Aufwertung der umliegenden Plätze und eine stärkere Einbindung des Bahnhofs in die umliegenden Stadträume vor.

Der Entwurf von bof Architekten aus Hamburg und den Landschaftsarchitekten hutterreimann aus Berlin setzte sich in der Schlussrunde gegen sechs weitere Bewerber durch. Auf die Durchführung des Wettbewerbs mit anfänglich 60 Beteiligten hatten sich Senat und Bahn 2019 verständigt.

"Hamburgs über 100 Jahre altes Bahnhofsgebäude wird größer und moderner, das Reisen im Nah- und Fernverkehr wird zuverlässiger und komfortabler", sagte Bürgermeister Peter Tschentscher. Zugleich gewinne der öffentliche Raum zwischen Mönckebergstraße und Hachmannplatz an Attraktivität.

Die neue Halle im Bereich des Steintordamms soll die Gleise überspannen, eine neue Passage von der Innenstadt nach St. Georg eröffnen und zugleich aufgrund ihrer gläsernen Konstruktion den Blick auf die Südfassade des historischen Bahnhofsgebäudes erhalten. Von dort aus sollen Reisende auch direkt zu den Gleisen gelangen können.

Die "Kecksdose", ein quaderförmiger metallverkleideter Betriebsbau über dem Eingang zu den Tunnelbahnhöfen von U- und S-Bahn am Südende, soll dem Entwurf zufolge abgerissen werden. Und durch das Vorziehen der Tonnendachkonstruktion auf der Ostseite soll eine neue Möglichkeit geschaffen werden, von der Wandelhalle zum Südsteg zu gelangen, ohne dabei das Gebäude verlassen oder die Bahnsteige betreten zu müssen.

Bereits heute sei der Bahnhof mit täglich rund 550.000 Menschen eigentlich zu klein, sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne). "Durch den Deutschlandtakt, die S4 und die U5 wird sich die Zahl der Menschen, die den Hauptbahnhof täglich nutzen, auf 750.000 Menschen in 20 Jahren erhöhen." Dieser Entwicklung gelte es Rechnung zu tragen. Angaben zum Zeit- oder Kostenrahmen des Projekts könnten derzeit noch nicht gemacht werden.

"Der Hamburger Hauptbahnhof ist nicht nur das wichtigste Mobilitätszentrum der Hansestadt, sondern auch deutschlandweit unser Bahnhof mit den meisten Reisenden", sagte Jeannette Winter, die für Bahnhöfe zuständige Produktionsvorständin der Deutschen Bahn. "Für die Zukunft brauchen wir mehr Kapazität."

Der unter Denkmalschutz stehende Hauptbahnhof sei auch in architektonischer Hinsicht bedeutsam, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD). "Die freitragende Dachkonstruktion der Bahnsteighalle mit ihren mehr als 70 Metern Spannweite ist auch 115 Jahre nach ihrer Inbetriebnahme noch ein beeindruckendes Bauwerk." Der Siegerentwurf zeige nicht nur Respekt und Verständnis für den architektonischen Wert des Gebäudes, sondern entwickle es "mit einer zeitgenössischen, aber dennoch kontextuellen Architektursprache spektakulär und kraftvoll weiter".

Oberbaudirektor Franz-Josef Höing betonte die Komplexität der Anforderungen bei der Entwurfsgestaltung. "Das Aufgabenpaket war eigentlich die Quadratur des Kreises". Dennoch sei es auf erstaunlich einfache Art und Weise sehr überzeugend gelungen, "mit der selbstbewussten Geste einer offenen, schönen Halle, den Hamburger Hauptbahnhof zu erweitern".

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