Rendsburg. Deutschlands möglicherweise älteste Schwimmlehrerin Helga Wendt hat ihre Gruppen in Rendsburg und Kiel fest im Griff.

Die Trainingsunterlagen im Blick, Trillerpfeife und Stoppuhr um den Hals, steht Helga Wendt am Beckenrand. Sie hebt nicht einmal die Stimme, dennoch ist klar: Hier hat die mit 86 Jahren vielleicht älteste Schwimmlehrerin Deutschlands das Sagen. „Kleine Lage“, mehr Hinweis braucht es nicht, und die vier jungen Männer legen los. Delfin, Rücken, Brust und Kraul. Zum Warmwerden genau richtig. Weiter geht’s mit Altdeutsch Rücken. „Das ist anstrengend“, bemerkt sie. Wenn Helga – jeder nennt sie beim Vornamen – etwas auffällt, greift sie ein.

Der 24 Jahre alte Tom Matzen ist Helgas erfolgreichster Schwimmer. Bis in die 2. Bundesliga haben sie es geschafft und einen Weltrekord in diesem Sommer beim Rekord Institut für Deutschland im 1000 Meter Schmetterlingsschwimmen im Pool eintragen lassen. Er schätzt seine Trainerin nicht nur, weil sie eine saubere Technik lehrt. „Das Ehrliche ist es“, sagt Matzen. „Nicht jeder kann damit umgehen.“ Er schon.

Helga guckt freundlich und meint, es habe wohl wenig Sinn, schlechte Leistungen zu loben. Wenn es wieder einmal „Not gegen Elend“ im Becken heißt, wie sie die unbeholfenen Schwimmversuche vieler Anfänger nennt. Rumplantschen kommt für die in Mecklenburg geborene Rendsburgerin nicht infrage. „Keine Bahn ohne Technik“, sagt sie. Und um die zu perfektionieren, gibt es auch für erwachsene Männer mal Trockentraining. „Denkt an das U, das U“, sagt sie am Beckenrand, und alle machen Krauelzüge in der Luft.

Wendt gibt seit 30 Jahren Schwimmunterricht in Rendsburg

Seit etwa 30 Jahren gibt Helga Schwimmunterricht in Rendsburg und Kiel. Als sie erstmals gefragt wurde, sei das eigentlich gar nicht ihre Sache gewesen. Turnen und Tanzen waren ihre Sportarten, nachdem sie über verschiedene Stationen in Süddeutschland nach Rendsburg gekommen war. Der erste schwer verdiente Urlaub im Norden hatte die Weichen gestellt. Dort lernte sie ihren Mann kennen.

Durch Helgas Training geht auch der Nachwuchs der Fachangestellten für Bäderbetriebe in Rendsburg. „In elf Jahren ist noch keiner durchgefallen“, sagt die 86-Jährige, lächelt und deutet an, dass es manchmal ein hartes Stück Arbeit ist, die jungen Leute dazu zu bringen, die Prüfungen in der Ausbildung zu bestehen.

Was hat sich in 30 Jahren verändert? Helga sieht, was viele Fachleute sagen: Die sportlichen Fähigkeiten der Kinder sind schlechter geworden. Helga hat damit mehr Arbeit, will aber keinesfalls aufgeben. Sie verzichtet bei Kindern vollständig auf Schwimmhilfen und will den Jüngsten gleich die Sicherheit vermitteln: „Das Wasser trägt mich.“