Hamburg.

Die Weltschifffahrtorganisation IMO gefährdet aus Sicht der deutschen Werftindustrie den bis 2050 nötigen klimaneutralen Umbau der Schifffahrtsindustrie. Trotz ehrgeiziger Bekenntnisse von Staaten und der maritimen Wirtschaft zu einem beschleunigten Klimaschutz, habe sich die IMO auf der jüngsten Sitzung ihres Umweltausschusses nicht zu einer Revision ihrer Klimaschutzziele durchringen können, kritisierte der deutsche Branchenverband VSM am Montag in Hamburg. Die IMO beharre auf ihrem früheren Fahrplan, eine solche Revision erst 2023 in Angriff zu nehmen und bleibe damit beim Klimaschutz "auf Schleichfahrt".

Die IMO, eine Sonderorganisation der UN, peilt bislang relativ unverbindlich an, den Ausstoß des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid bis 2050 zu halbieren und erst zum Ende des Jahrhunderts klimaneutral zu sein. Der Weltreederverband ICS will dagegen die Klimaziele deutlich verschärfen und bereits bis 2050 netto gar kein zusätzliches CO2 mehr in die Atmosphäre lassen. Einen entsprechenden Vorstoß hatte der Verband bei der IMO eingereicht.

Aus Sicht des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) bedeutet der zögerliche Kurs der IMO "fatale Aussichten für eine klimaneutrale Schifffahrt bis 2050". VSM-Geschäftsführer Ralf Sören Marquardt nannte den Klimawandel einen "globalen Tsunami, für dessen Abwendung es bereits schifftechnische Lösungen und Instrumente für deren Implementierung gibt". Allerdings sei Klimaneutralität bis 2050 "nur erreichbar, wenn der Einsatz verfügbarer Energieeffizienztechnologien und CO2-armer Treibstoffe jetzt für neue und existierende Schiffe verbindlich eingefordert und deren Einsatz massiv unterstützt wird." Davon sei die IMO aber noch weit entfernt.

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