Hamburg. Gemessen am Bundesdurchschnitt ist die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Infektionen in Hamburg niedrig. Doch auch in der Hansestadt steigen die Zahlen und erreichen Rekordwerte.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen hat in Hamburg wieder Höchststände erreicht. 955 neu gemeldete Fälle kamen laut Gesundheitsbehörde allein am Donnerstag hinzu - soviel wie noch nie an einem Tag. Das sind 315 Fälle mehr als am Mittwoch und 361 mehr als vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der erfassten Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche, stieg auf 237,9 - ebenfalls ein Rekord. Am Mittwoch hatte die Inzidenz bei 218,9 gelegen, vor einer Woche noch bei 189,6. Für ganz Deutschland nannte das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 419,7.

Angesichts der steigenden Infektionszahlen auch unter Schülerinnen und Schülern wird in Hamburg der Ruf nach früheren Winterferien laut. "In Absprache mit den Kammern und den Schulvertretungen muss die Schulbehörde jetzt den Beginn der Weihnachtsferien auf den 20. Dezember vorziehen", forderte die Fraktionsvorsitzende und Schulexpertin der Linken in der Bürgerschaft, Sabine Boeddinghaus. Gleichzeitig müsse eine Notbetreuung für die Kinder und Jugendlichen sichergestellt sein. Sie verwies auf andere Bundesländer, die die Weihnachtsferien bereits vorzögen, den Unterricht aussetzten oder etwa Wechselunterricht anböten. In Hamburg beginnen die Weihnachtsferien am 23. Dezember.

Schulsenator Ties Rabe (SPD) wies die Forderung zurück. "Ich finde es zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht angemessen, über weitere Schuleinschränkungen zu reden", sagte er dem NDR "Hamburg Journal" (Mittwoch). Vielmehr müsse darüber geredet werden, "dass sich Eltern und Erwachsene impfen lassen". Es müsse ein Ende haben, dass Kinder in Geiselhaft für ein unvernünftiges Verhalten von Erwachsenen genommen würden.

Kinder seien in der Schule durch das regelmäßige Testen, Lüften, Masketragen und die Luftfilter sicherer untergebracht als in vollen Einkaufszentren, Restaurants oder bei vielen Freizeitaktivitäten, sagte Rabe. Im bundesweiten Vergleich gebe es kein anderes Bundesland mit einem "so umfassenden Sicherheitspaket" wie Hamburg.

Seit Februar 2020 haben sich laut Gesundheitsbehörde in der Hansestadt mindestens 111.477 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. 98.300 davon gelten nach Schätzung des RKI als genesen.

Die Zahl der Menschen, die seit Beginn der Pandemie im Zusammenhang mit dem Virus in Hamburg gestorben sind, stieg nach RKI-Angaben um 6 auf 1882. In den Hamburger Kliniken wurden mit Stand vom Mittwoch 211 Covid-19-Patienten behandelt - 6 mehr als am Dienstag. Auf Intensivstationen lagen 47 Corona-Kranke - drei weniger als am Tag zuvor.

Die Hospitalisierungsrate gab das RKI für Hamburg am Donnerstag mit 2,48 an - nach 2,92 am Mittwoch. Bundesweit waren binnen sieben Tagen 5,79 Corona-Patienten je 100.000 Einwohner in eine Klinik aufgenommen worden. Der Wert spielt eine wesentliche Rolle für die Beurteilung des Infektionsgeschehens. Bei Überschreitung der Grenzwerte 3, 6 und 9 können die Bundesländer jeweils schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verhängen.

75,9 Prozent der Menschen in Hamburg sind laut RKI (Stand Donnerstag) mindestens einmal geimpft, 73,9 Prozent haben einen vollständigen Impfschutz. Damit rangiert Hamburg im Ländervergleich beim Impftempo hinter Bremen und dem Saarland weiter auf Platz drei. Bundesweit liegt der Wert bei 70,8 beziehungsweise 68,2.

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