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Neue Hochhäuser? Rot-Grün reagiert auf Steilshooper Protest

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Steilshoop wehrt sich gegen den Bau weiterer Hochhäuser im Stil der 1960er Jahre.

Steilshoop wehrt sich gegen den Bau weiterer Hochhäuser im Stil der 1960er Jahre.

Foto: Vonovia / Stefan Groenveld

Bürgerinitiative wehrt sich gegen den geplanten Neubau von 470 günstigen Wohnungen. Gibt es nun ein Einlenken?

Hamburg. Gibt es ein Einlenken der Planer in Steilshoop? Wird nach dem jüngsten Protest von Anwohnern, Kirchen, Sportvereinen, Mieterinitiative und Sozialverband Deutschland (SoVD) doch noch einmal neu über den massiv kritisierten „günstigen“ Wohnungsbau im Viertel nachgedacht?

Im Planungsausschuss der Bezirksversammlung Wandsbek am heutigen Dienstagabend jedenfalls will die rot-grüne Koalition beschließen, dass ein Verantwortlicher des Bauherrn Saga eingeladen wird und darlegt, „wie auf die Kritik aus dem Stadtteil eingegangen werden soll“.

Protest gegen Hochhäuser: Bürgerinitiative nimmt Rot-Grün beim Wort

„Das begrüßen wir“, sagt Pastor Andreas Holzbauer, Sprecher des Stadtteilbeirats Steilshoop. „Wir sehen den Antrag als Auftakt zu einer ernsthaften BürgerInnenbeteiligung, die zu einem konstruktiven und ergebnisorientierten Prozess einer Gesamtplanung für Steilshoop führen sollte.“

Der Stadtteil möchte, wie schon im Namen der Bürgerinitiative ausgedrückt, „Nicht mehr vom Gleichen“, also keine System-Hochhäuser mit weiteren 470 günstigen Wohnungen neu neben die alten Hochhäuser bauen, die ebenfalls günstige Wohnungen bieten. Die Steilshooper, aber auch Experten jenseits des Stadtteils möchten im hochverdichteten Neu-Steilshoop nicht weitere 1500 bis 2000 einkommensschwache Menschen ansiedeln. Bislang allerdings sind die Einwände aus dem Stadtteil nur gehört, aber nicht berücksichtigt worden.

Rot-Grün will einzelne Aspekte der Planung überdenken

Infolge der einkommensschwachen Monokultur ist die Infrastruktur im Quartier bereits weitgehend zusammengebrochen. Es fehlen Ärzte und Geschäfte, die Kinder fühlen sich stigmatisiert und wollen nicht preisgeben, wo sie wohnen, der Breitensport hat eine Halle verloren und wird, wenn die Pläne der städtischen Wohnungsbaugesellschaft umgesetzt werden, noch einen Fußballplatz einbüßen.

Rot-Grün hat jetzt angeregt, in Bezug auf die Neubaupläne auf die Aspekte der „Gestaltung und Materialität, Freiraumplanung, Nutzungsmischung und soziale Infrastruktur, gewerbliche und soziale Nutzung sowie die Belegung einzugehen“.

Breite Front fordert Planung auf der Höhe der Zeit

Ingrid Breckner, Stadtsoziologin der HafenCity Universität, hatte einen breiten Beteiligungsprozess dringend empfohlen und angeregt, über Baugemeinschaften und Studentenwohnungen, die Förderung der migrantischen Ökonomie und entsprechende Weiterbildungsangebote im Viertel nachzudenken, um den negativen Trend bei den Sozialdaten umzukehren. Ähnlich hatten sich SoVD, Mieterinitative und der örtliche CDU-Bürgerschaftsabgeordnete geäußert.

Die geforderte Gesamtplanung für den Stadtteil soll Wege aus der Misere erarbeiten und wegkommen von der wohnungsbaufixierten Überplanung einzelner Grundstücke. So gibt es bereits Begehrlichkeiten, auf dem Dach des heruntergekommenen Einkaufzentrums weitere Wohnungen zu bauen.

Steilshooper Bürgerinitiative will Geld vom Senat

Die Bürgerinitiative fordert eine auch gestalterische Aufwertung des Stadtteils und Geld für den Planungsprozess mit den Anwohnern. „Nachdem bereits erhebliche Steuergelder für den Abriss der ehemaligen Schule am Bramfelder See sowie für die Saga-Systemhaus-Planung und den Architektenwettbewerb ausgegeben wurden, wäre es förderlich, würden Senat und Bezirk dem Steilshooper Bündnis für seinen beteiligungsorientierten Planungsprozess kurzfristig Planungsmittel in Höhe von 20.000 Euro zur Verfügung stellen.“

Das könnte Rot-Grün überfordern. Im Einleitungstext für den Antrag im Planungsausschuss verwies die Bezirkskoalition darauf, dass die Wohnungsbauzahlen Vorgaben des Senats darstellen. Allerdings heißt es da auch, dass „auf die örtlichen Bedingungen und Besonderheiten Rücksicht zu nehmen“ sei.

( axö )

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