Greifswald/Kiel. Der zurückliegende Seuchenzug der Geflügelpest war laut Experten der bisher schlimmste. Es könnten weitere dieses Ausmaßes folgen.

Heftige Geflügelpest-Seuchenzüge wie in der vergangenen Saison könnten nach Einschätzung von Experten zur Regel werden. "Dieses Szenario kann tatsächlich nicht ausgeschlossen werden", hieß es vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems bei Greifswald. "Untersuchungen des aktuellen Erregers haben ergeben, dass er sehr ähnlich zu dem aus dem letzten Winter ist." Deutschland und Europa erlebten nach Einschätzung des FLI zwischen Ende Oktober 2020 und April 2021 die bisher ausgeprägteste Geflügelpestverbreitung.

Es verdichteten sich die Hinweise, dass das Virus, anders als in vorhergehenden Jahren, auch den Sommer in Europa überstanden habe. "Damit sind neuerliche Ausbrüche in Geflügelbeständen unter Umständen nicht mehr auf einen Zuzug infizierter Zugvögel angewiesen."

Zuletzt hatte es in mehreren Bundesländern die ersten nachgewiesenen Geflügelpest-Fälle dieses Herbstes gegeben.

Allein in Mecklenburg-Vorpommern waren dem zurückliegenden Seuchenzug nach Angaben des Schweriner Landwirtschaftsministeriums knapp 350.000 Tiere zum Opfer gefallen. Es sei ein wirtschaftlicher Schaden von etwa 5,7 Millionen Euro entstanden. "Wir hoffen, dass es dieses Jahr keine Wiederholung gibt in der Breite", sagte Silvia Ey, Geschäftsführerin des Geflügelwirtschaftsverbands Mecklenburg-Vorpommern. "Aber wir können hier nicht in die Glaskugel schauen."

Halter sind aufgerufen, möglichst den Kontakt ihrer Tiere mit Wildtieren zu verhindern. Laut FLI könnten Impfungen als eine flankierende Maßnahme sinnvoll werden, wenn sich die Ausbruchsintensität weiter erhöhe oder Viren dominierten, die leichter auf den Menschen übertragbar sind.

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