Hamburg. Nach Street View kommt Air View: Ein Google-Wagen soll durch die Hamburger Innenstadt fahren und Schadstoffe in der Luft messen. Umweltsenator Kerstan begrüßt das Projekt, äußert aber auch Skepsis.

Ein Auto von Google misst in den kommenden Monaten die Luftschadstoffe in der Hamburger Innenstadt. Die Daten werden für das gemeinsame Projekt Air View des Internetkonzerns mit der Hafencity-Universität und der Stadt erhoben, wie die Direktorin der Forschungsgruppe CityScienceLab, Gesa Ziemer, am Mittwoch sagte. Nach Angaben der Professorin für Kulturtheorie könnten die Ergebnisse bei der Stadtplanung helfen.

Der vollelektrische Jaguar I-Pace ist mit Kameras und einem Sensor der Firma Aclima auf dem Dach ausgerüstet. Gemessen werden sollen Stick- und Kohlenstoffoxide, Feinstaub und Ozon. Zugleich nehmen die Kameras Bilder der Straßen auf. Die Aufnahmen mit der Street-View-Technologie sollen die Analyse der Schadstoff-Daten unterstützen und Google Maps verbessern. Im Unterschied zu den Messdaten sollen die Bilder aber nicht veröffentlicht werden.

Google werde die Messergebnisse an die Hafencity-Universität und eine Arbeitsgruppe übergeben, an der die Verkehrsbehörde, die Hamburger Hochbahn sowie der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer und der Landesbetrieb Geoinformation Vermessung beteiligt seien, sagte Ziemer. Die Öffentlichkeit soll die Daten und Karten auf einer Google-Seite sehen können. Ähnliche Messungen hat der Internetkonzern bereits seit 2015 in US-Städten sowie in Amsterdam, Kopenhagen und Dublin durchgeführt. Hamburg ist die erste deutsche Großstadt. Das Projekt habe eine Laufzeit von einem Jahr, hieß es.

"Die Ergebnisse sollen helfen, Entscheidungen für die Stadt zu treffen", sagte die Leiterin des Hamburger Google-Standorts, Marianne Stroehmann. Als Beispiel nannte sie die Suche nach Standorten für neue Schulen oder Spielplätze. Welche Straßen genau abgefahren werden, sei noch unklar. Sie lägen aber im Innenstadtbereich nördlich der Elbe und rund um die Alster. Die Straßen sollen mehrfach abgefahren werden, um jeweils sechs verschiedene Messdaten zu bekommen. Die Kosten des Projekts trägt Google.

Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) begrüßte die Kooperation zwischen der Hafencity-Universität und Google. Die Berechnung der Luftqualität aus punktuellen Sensormessungen stecke aber noch in den Kinderschuhen. Die Stadt Hamburg messe die Luftschadstoffe mit Hilfe von zwölf stationären Messstationen. "Bislang gibt es zu diesen rechtlich verbindlichen Messungen keine Alternative", betonte der Senator. Im Moment halte Hamburg alle gesetzlichen Grenzwerte ein, es bleibe aber abzuwarten, ob sich dahinter nur ein Corona-Effekt verberge. Im Mai hatte das Bundesverwaltungsgericht die Stadt dazu verpflichtet, ihren Luftreinhalteplan zu überarbeiten und eventuell weitere Dieselfahrverbote zu verhängen.

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