Hamburg. Hamburgs Impfzentrum in den Messehallen schließt nach acht Monaten und gut 1,16 Millionen Impfungen. Zuletzt erlebte es noch einmal regen Zulauf - während sich Bundesgesundheitsminister Spahn durchaus für das 2G-Optionsmodell für Geimpfte und Genesene erwärmen kann.

Deutschlands größtes Impfzentrum in den Hamburger Messehallen hat an seinem letzten Tag noch einmal regen Zulauf gehabt. Bis Dienstagnachmittag kamen rund 3200 Menschen zu der Einrichtung am Funkturm, wie der Ärztliche Leiter Dirk Heinrich der Deutschen Presse-Agentur sagte. Bis zur endgültigen Schließung um 20.00 Uhr waren insgesamt rund 6000 Frauen und Männer erwartet worden, wobei der Großteil eine Zweitimpfung von Biontech erhalten sollte. Kurzentschlossene konnten sich auch eine Einmalimpfung mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson geben lassen. Heinrich rechnete bei dieser Möglichkeit mit etwa 500 Menschen.

"Die Stimmung ist gut", sagte Heinrich. Die Kolleginnen und Kollegen machten Selfies, es gebe Kaffee und Kuchen, manche Beschäftigte trügen Hütchen. Allerdings herrsche unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch Wehmut, denn in den acht Monaten seit Eröffnung des Impfzentrums Anfang Januar sei wirklich ein Team zusammengewachsen. Das Impfzentrum hatte bis zu 4400 Beschäftigte, darunter mehr als 1000 medizinische Fachangestellte und knapp 900 Ärztinnen und Ärzte.

Seit der Eröffnung wurden nach Angaben der Sozialbehörde gut 1,16 Millionen Impfungen verabreicht. Die Kosten, die je zur Hälfte vom Bund und der Stadt getragen werden, belaufen sich auf rund 106 Millionen Euro. Damit kostet eine Impfung inklusive aller Nebenkosten im Impfzentrum zwischen 80 und 100 Euro. Die Schließung erfolge planmäßig, erklärte die Behörde. Der Vertrag laufe aus, ein weiterer Betrieb wäre nicht mehr wirtschaftlich. "Alle, die sich dort impfen lassen wollten, haben das auch gemacht", sagte eine Sprecherin.

Neben dem Impfzentrum standen und stehen zahlreiche Alternativorte für eine Corona-Schutzimpfung zur Verfügung, darunter zehn Klinikstandorte, mehr als 1100 Arztpraxen sowie betriebsmedizinische Angebote in Unternehmen. Darüber hinaus soll es Sonder-Impfaktionen etwa in Kirchengemeinden, Bürgerhäusern, Einkaufszentren und bei Fußballspielen geben. Der Fußball-Zweitligist Hamburger SV etwa bietet am 3. September und am 1. Oktober im VIP-Bereich des Volksparkstadions Impfungen an. Teilnehmer werden zu einer kostenfreien Stadionführung eingeladen und erhalten am ersten Tag zudem einen Rabatt im Fanshop.

Hamburgs Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen stieg unterdessen auf 91,4. Am Montag hatte die Zahl der Neuinfektion je 100.000 Einwohner binnen einer Woche noch 88,4 betragen, am Dienstag vergangener Woche 79,0. Insgesamt registrierte die Behörde 255 Neuinfektionen. Das sind 96 Fälle mehr als am Montag (159) und 57 mehr als am Dienstag vor einer Woche (198).

Die Gesundheitsbehörde gab die Zahl der Covid-19-Patienten in den Hamburger Krankenhäusern Stand Montag mit 120 an. 49 von ihnen lagen auf Intensivstationen. Die Zahl der im Zusammenhang mit dem Virus gestorbenen Menschen liegt laut RKI unverändert bei 1642. Nach RKI-Angaben wurden bis einschließlich Montag 1.268.080 Hamburger mindestens einmal geimpft. Das entspricht 68,5 Prozent der Einwohner und Einwohnerinnen. 1.174.388 Menschen oder 63,4 Prozent der Hamburger und Hamburgerinnen sind vollständig geimpft.

Die Impfungen an den Schulen gehen nach Angaben von Schulsenator Ties Rabe (SPD) voran. Die Beteiligung sei mehr als doppelt so hoch wie in anderen Bundesländern, die rund sechs Prozent angegeben hätten. Rabe räumte aber ein, dass die Hamburger Quote noch weit von 100 Prozent entfernt sei. Die Zahl der infizierten Schüler bezifferte er auf 30 bis 40 am Tag. Das sei aber nicht besorgniserregend, da ein Ausbruchsgeschehen in der Schule relativ gut unterbunden werden könne. Die Präsenzpflicht bleibe vorerst bis zu den Herbstferien ausgesetzt, wobei bislang weniger als ein Prozent der Elternhäuser ihre Kinder tatsächlich nicht in die Schule schicke.

Das Hamburger 2G-Optionsmodell für Geimpfte und Genesene ist aus Sicht von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) durchaus diskussionswürdig. Bund und Länder hätten sich zwar auf das 3G-Modell, also die gleiche Behandlung von Geimpften, Genesenen und Getesteten verständigt, sagte Spahn im "Abendblatt"-Podcast "Entscheider treffen Haider". "Ich finde aber den Ansatz des Hamburger Senats auch nicht so unklug, zu sagen: 3G gilt grundsätzlich, aber bei 2G kann man auf bestimmte Schutzmaßnahmen verzichten."

Am Montag lagen nach Angaben von Senatssprecher Marcel Schweitzer für das 2G-Modell 294 Anmeldungen von Betrieben und 46 Anmeldungen für Veranstaltungen vor. Seit dem vergangenen Wochenende können Veranstalter und Wirte in Hamburg selbst entscheiden, ob sie nur Geimpfte und Genesene einlassen, die dann weitgehend von den Corona-Einschränkungen befreit sind, oder ob sie weiter das 3G-Modell nutzen wollen - also auch Ungeimpfte mit negativen Corona-Tests akzeptieren. Nach Angaben des Senatssprechers kann jederzeit zwischen den Modellen gewechselt werden, auch die Laufzeit sei frei wählbar. Einzige Bedingung: Wer das 2G-Modell nutzt, muss es anmelden.

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