Hamburg. Ein Polizist wird brutal von Schülern angegriffen. Es gibt etliche Schaulustige. Erst als Kollegen herbeieilen, beruhigt sich die Situation. Jetzt soll der Vorfall aufgearbeitet werden.

Die Schulleitung der Ida Ehre Schule ist schockiert über den brutalen Schüler-Angriff auf einen Polizisten in der Nähe der Hamburger Stadtteilschule. "Es hat uns entsetzt, mit welchem Gewaltpotenzial schon Kinder agieren können", heißt es in einem Brief von Schulleiterin Nicole Boutez, der am Montag veröffentlicht wurde. Und es sei gewiss, dass dieser Vorfall nicht ohne Folgen hingenommen werde. "Neben aller polizeilichen und disziplinarischen Konsequenzen sehen wir es als unsere Pflicht an, mit der gesamten Schülerschaft sehr gezielt hierzu zu arbeiten, was geschehen ist", hieß es weiter.

Am Donnerstag hatte eine Schülergruppe im Stadtteil Eimsbüttel in der Nähe der Schule einen Polizisten attackiert und mehrfach gegen den Kopf getreten, wie die Polizei mitteilte. Zwischenzeitlich seien mehr als 80 Schüler vor Ort gewesen. Zuvor hatte der Polizist, der mit einem Fahrrad unterwegs war und an der Schule als Ansprechpartner - als sogenannter Cop4U - arbeitet, einen Streit zwischen zwei Kindern zu schlichten versucht.

Die Besatzungen von zwölf Streifenwagen eilten ihrem Kollegen zur Hilfe und brachten die Situation unter Kontrolle. Zuvor seien Beamte auch beleidigt, bespuckt und angegriffen worden, teilte die Polizei mit. Zwei 13-Jährige und ein 12-Jähriger wurden im Anschluss in Gewahrsam genommen und später ihren Erziehungsberechtigten übergeben. Das Landeskriminalamt ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung, versuchter Gefangenenbefreiung und Beleidigung.

Die Schulleitung betonte, dass der mutmaßliche Haupttäter, ein 13-Jähriger Schüler, an einer anderen Schule sei. Schülerinnen und Schüler der Ida Ehre Schule seien von ihm seit Beginn des neuen Schuljahres "in bedrohlicher Weise angesprochen und unter Druck gesetzt worden", hieß es. Gemeinsam mit dem Cop4U habe die Schulleitung sowohl mit betroffenen Eltern als auch mit Kolleginnen und Kollegen gesprochen.

"Wir sehen es als unsere gute Pflicht an, dafür Sorge zu tragen, dass an dieser Schule ohne Gewalt und ohne Bedrohung gelernt und gelebt werden kann", heißt es in dem Brief der Schulleitung. Unter den vielen Schaulustigen seien auch Schülerinnen und Schüler der Ida Ehre Schule gewesen. Für alle, die Gesprächsbedarf haben, stehe der Beratungsdienst der Schule und Schulpsychologen bereit. Außerdem soll es so schnell wie möglich Präventionsunterricht in den Klassen geben. "Wir sehen uns mit einer gesellschaftlichen Entwicklung konfrontiert, deren Korrektiv die Schule nicht alleine sein kann", hieß es weiter.

Auch Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) hatte sich bestürzt über den Vorfall gezeigt. "Gewalt wird weder in der noch vor der Schule akzeptiert", sagte Rabe. "Wir werden mit aller Konsequenz vorgehen." Schulleitung, -aufsicht, -psychologen und Gewaltprävention arbeiten dem Schulsenator zufolge bereits mit Hochdruck daran, unter anderem herauszufinden, welche Schlüsse aus dem Vorfall zu ziehen und welche Maßnahmen einzuleiten sind. "Wir sind im engen Austausch mit der Polizei, die hier als ermittelnde Behörde natürlich federführend ist", hieß es weiter.

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