Hamburg. In Hamburg drücken immer mehr Kinder und Jugendliche die Schulbank. Dazu braucht es neben mehr Lehrern auch neue Schulen. Angesichts steigender Corona-Zahlen findet der Schulstart nach dem Sommerferien unter besonderen Bedingungen statt.

Mit mehr Schülern, Lehrern und Schulen sowie umfangreichen Schutzvorkehrungen startet Hamburg am Donnerstag ins neue Schuljahr - zum zweiten Mal in der Corona-Pandemie. Trotz steigender Inzidenz könne das Schuljahr ohne Wechsel- oder Distanzunterricht beginnen, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag nach einer Senatssitzung. Möglich sei dies unter anderem durch die Impfung der Schulbeschäftigten, die Testpflicht für Schüler, die Maskenpflicht sowie ein umfangreiches Hygiene- und Lüftungskonzept. "Insgesamt gehen wir mit einem fünfstufigen Sicherheitskonzept zuversichtlich in das neue Schuljahr."

Allein die Zahl der Grundschüler sei in diesem Jahr um 600 gestiegen. Es handele sich um ein "organisches Wachstum, das bei den Kleinsten beginnt und sich nach oben fortsetzt", sagte Rabe. Insgesamt würden mehr Schüler in Hamburg die Schulbank drücken. "Wir rechnen mit knapp 257 000. Das ist ein neuer Höchststand." Der steigenden Schülerzahl werde mit 510 zusätzlichen pädagogischen Stellen Rechnung getragen. Zumeist handele es sich dabei um Lehrer. Erstmals sollen die Unterrichtenden zudem mit Dienst-Tablets ausgestattet werden. 20 000 Geräte seien bestellt worden.

Mit dem neuen Schuljahr gehen auch fünf neue Schulen an den Start, darunter drei Grundschulen in der HafenCity, in Harburg und in Bramfeld. Zudem nimmt das neue Gymnasium Rotherbaum erstmals Schülerinnen und Schüler auf und die Stadtteilschule Campus HafenCity startet mit einem Stadtteilschul- und einem Gymnasialzweig. Dem steht jedoch die Schließung zweier katholischer Grundschulen in St. Georg und Ottensen entgegen. Die Gesamtzahl der Schulen steigt dennoch auf 473 - 376 staatliche und 97 private.

Während die Grünen betonten, dass die Öffnung der Schulen nach Ferienende an oberster Stelle stehe, kritisierten CDU und Linke eine schleppende Vorbereitung durch die Schulbehörde. "Viel zu spät kam die Entscheidung, mobile Luftfilter in den Klassenräumen einzusetzen, nachdem deren Nutzen zuvor wochenlang von der Schulbehörde negiert wurde", sagte die schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Birgit Stöver. Sie forderte niedrigschwellige Impfangebote mit mobilen Impfteams für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren sowie nicht geimpfte Lehrkräfte.

"Wie im letzten Jahr plant die Schulbehörde nicht vorausschauend, sondern hechelt den Ereignissen hinterher", monierte Sabine Boeddinghaus, Bildungsexpertin und Fraktionschefin der Linken. Die Erprobung des sogenannten Lolli-Tests hätte bereits viel früher geschehen müssen. "Gleiches gilt für die Bereitstellung mobiler Luftfilter, die zu Beginn des neuen Schuljahres eben noch nicht für alle Klassen zur Verfügung stehen."

Die Schulexpertin der Grünen, Ivy May Müller, betonte hingegen, dass Pilotprojekte wie ein PCR-Lolli-Tests oder mobile Impfstationen an Berufsschulen "weitere wichtige Initiativen" seien, "mit denen wir den Schutz der Schüler*innen perspektivisch aktiv ausbauen". Trotzdem gäben die steigenden Inzidenzwerte Anlass zur Sorge. "Neben den Schutzkonzepten der Schulen, muss jetzt weiter für die Impfungen von Erwachsenen geworben werden, so dass sie durch ihre Immunisierung auch die Kinder und Jugendlichen schützen", sagte sie.

© dpa-infocom, dpa:210803-99-687610/5