Kiel.

Die SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Serpil Midyatli tritt zur Landtagswahl im Mai nächsten Jahres als Direktkandidatin im Wahlkreis Kiel-Ost an. Die Mitglieder nominierten Midyatli am Sonntag eher knapp. Die 45-Jährige setzte sich mit 48 zu 42 Stimmen gegen den gleichaltrigen Nesimi Temel durch, einen Abgeordneten der Kieler Ratsversammlung. "Gewonnen ist gewonnen", kommentierte sie.

Die SPD-Bundesvize hatte vor der Abstimmung bekräftigt, falls sie unterliege, werde sie nicht für den Landtag kandidieren. Dies wäre ansonsten noch theoretisch über die Landesliste möglich. Als Landesvorsitzende brauche sie den Rückhalt der Mitglieder auch vor Ort, sagte Midyatli. Mit einem engagierten Auftritt kämpfte Midyatli um die Mehrheit letztlich erfolgreich.

"Heute ist ein ganz besonderer Tag für mich", sagte sie. Es sei für sie eine Herzensangelegenheit, für das Kieler Ostufer zu kandidieren. Dort gibt es den Problemstadtteil Gaarden, das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ostseeforschung, die Fachhochschule Kiel und zwei bedeutende Werften. Sie komme vom Ostufer und fühle sich dort verwurzelt, sagte Midyatli. Sie wolle auch dorthin zurückziehen. Derzeit lebt Midyatli mit ihrer Familie in Gettorf. Die meiste Zeit habe sie am Ostufer gelebt. "Tut doch nicht so, als wäre ich ein Fremdkörper - das tut mir weh!", rief Midyatli vor der Auszählung der Stimmen aus.

Ihr Konkurrent Temel argumentierte eher lokal und betonte: "Wir waren niemals weg". Er stehe für mehr Arbeitsplätze, mehr Bildung und mehr Aufmerksamkeit für das Ostufer. Die Frage, wer sich besser für den Wahlkreis einsetzen werde, bestimmte die Diskussion maßgeblich mit.

Die Landesliste will die Nord-SPD im nächsten Februar aufstellen. Wahlkreisnominierungen laufen bis nach der Bundestagswahl. Am Sonntag nominierte die SPD auch die Direktkandidaten in den Wahlkreisen Kiel-Nord und Kiel-West. Dort setzten sich Benjamin Walczak (37), Abgeordneter der Kieler Ratsversammlung, und die Landtagsabgeordnete Özlem Ünsal (47) durch.

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