Blankenese. Der Bau eines Aldi-Markts im Ortszentrum von Blankenese rückt näher. Der Bauausschuss der Altonaer Bezirksversammlung hat einem entsprechenden Bau-Vorbescheidsantrag mit der Mehrheit von CDU und Grünen kürzlich zugestimmt. SPD und FDP enthielten sich. Damit ist für den Bauherrn die erste Hürde genommen. Im nächsten Schritt wird es, voraussichtlich zum Jahresende, dann um die Genehmigung des Bauantrags gehen.
Wie berichtet, möchte der Unternehmer Oliver Quint auf einem großen, brachliegenden Grundstück zwischen Blankeneser Bahnhofstraße und Auguste-Baur-Straße ein Mehrfamilienhaus mit Seniorenwohnungen und einem integrierten Aldi-Supermarkt bauen.
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Nachbarn wehren sich entschieden gegen den Bau
Mehrere Nachbarn, die vor allem an der Auguste-Baur-Straße wohnen, wenden sich aber weiterhin entschieden gegen das Projekt. Sie befürchten vor allem eine starke Zunahme des Parkplatz-Suchverkehrs vor Ort, aber auch eine zusätzliche Belastung mit Autos durch eine in dem Haus geplante Tiefgarage.
Entgegen dem ursprünglichen Plan darf Oliver Quint vor Ort nicht mehr dreigeschossig bauen. Der Neubau soll vielmehr zweigeschossig werden und ein ausgebautes Dachgeschoss haben. Der Supermarkt soll sich im ersten Untergeschoss befinden, im zweiten Untergeschoss soll es, wie berichtet, 37 Stellplätze geben, die aber nicht für die Kundinnen und Kunden des Supermarkt vorgesehen sind, sondern vermietet werden sollen. Im Zusammenhang mit dem Bauantrag muss er zudem ein Verkehrsgutachten beibringen.
Anwohner reagieren verärgert auf Zustimmung des Bauausschusses
Ekhard Popp, der gemeinsam mit anderen Anwohnern aus der Auguste-Baur-Straße eine Initiative gegen das Bauprojekt gestartet hat, reagiert höchst verärgert auf die Zustimmung des Bauausschusses. Einmal mehr zeige sich jetzt, dass Bezirkspolitiker das Projekt „durchboxen“ wollten. Popp wörtlich: „Vor allem Grüne und CDU machen sich in dieser Angelegenheit zum Steigbügelhalter für die Interessen eines Investors.“
Popp kündigte an, dass die Initiative wie geplant gegen das Bauvorhaben klagen werde. „Die Grünen reden doch immer von der klimafreundlichen Stadt“, sagte Popp zum Abendblatt, „und dann bescheren sie unserem Stadtteil zusätzlich jede Menge Autos.“ Und: „Von Anfang an wurde dieses Projekt wie eine Nacht- und Nebelaktion behandelt.“
Meinungen zum Bauvorhaben in Blankenese geteilt
CDU-Fraktionschef Sven Hielscher reagierte mit demonstrativer Gelassenheit auf die Vorhaltungen. „Für eine Klage gibt es gar keine Grundlage“, so Hielscher. Bei dem Bauplatz handele es sich um ein klassisches Zentrumsgrundstück, dass sehr wohl in der geplanten Form bebaut werden dürfe. Auch sei die Auguste-Baur-Straße letztlich eine Haupterschließungsstraße und keine Nebenstraße. Im Übrigen gehe es bei den Anwohnerprotesten um „Partikularinteressen“.
In Blankenese sind die Meinungen zu dem Bauvorhaben faktisch geteilt. Vor Ort gibt es durchaus auch Unterstützung für Oliver Quints Plan. Doch selbst viele von denen, die für einen preisgünstigen Supermarkt und neue Seniorenwohnungen im Zentrum aufgeschlossen sind, fürchten ein höheres Verkehrsaufkommen in den ohnehin schon engen und vor allem an den Markttagen auch viel befahrenen und zugeparkten Nebenstraßen.
Mehrheit der Gewerbetreibenden begrüßt das Projekt
Die Interessengemeinschaft (IG) Blankenese, Sprachrohr der Gewerbetreibenden vor Ort, unterstützt das Projekt. Die IG hatte kürzliche einen Informationsabend für ihre Mitglieder mit Oliver Quint veranstaltet. In einem Schreiben an Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) teilen die beiden IG-Vorsitzenden Oliver Diezmann und Christian Fischer unter anderem mit: „Die überwiegende Mehrheit unserer Mitglieder, die an dem Abend teilgenommen haben, begrüßt das Bauvorhaben und die daraus resultierende dringend notwendige Frequenzerhöhung direkt in der Mitte des Stadtteils.“
Und weiter: „Blankenese bleibt nur so liebens- und lebenswert und lebendig, wenn die Vielfalt der Geschäfte und gastronomischen Angebote erhalten, ausgebaut und stetig den Bedürfnissen angepasst werden (...). Der im Gespräch befindliche Aldi-Markt wird sicherlich dazu beitragen, die Attraktivität des Einkaufsstandortes zu erhöhen und zusätzliche Kunden anzuziehen.“ Auch die Wohnbebauung über dem Markt wird von der IG ausdrücklich unterstützt. „Büroflächen sind im Ort ausreichend vorhanden, und man sieht, welche Folgen eine überdimensionierte Fehlplanung mit Klötzen am Bahnhof und jahrelangem Leerstand hat“, heißt es in dem Schreiben.
Bau eines Parkhauses wieder im Gespräch
Gleichwohl sieht man auch innerhalb der IG das Problem der fehlenden Parkplätze vor Ort. Ein einfaches Verkehrsgutachten greife aus Sicht der Mitglieder zu kurz, stattdessen müsse das Bezirksamt einen längerfristigen Plan „zur Bewältigung des fließenden und stehenden Verkehrs im gesamten Stadtteil“ entwickeln. Die IG selbst schlägt unter anderem überraschend den Bau einer unterirdischen Tiefgarage „auf einer größeren Fläche bzw. auf zwei Ebenen“ vor.
Damit wird ein Plan aufgegriffen, der vor vielen Jahren schon einmal im Stadtteil diskutiert worden war, nämlich den Bau eines Parkhauses – damals unter dem Blankeneser Marktplatz. Aktuell wird allerdings kein konkreter Standort genannt, die IG schlägt lediglich vor, künftig „Ideen und Vorstellungen in die Planung mit einzubringen“.
Bürgerverein erwägt öffentliche Veranstaltung
Auch der Blankeneser Bürgerverein hat sich zum Thema zu Wort gemeldet und seinerseits einen Fragenkatalog an die Mitglieder des Bauausschusses geschickt. Darin wird unter anderem gefragt: „Welche Kenntnisse haben Sie zu den Auswirkungen eines Supermarkts ohne Parkplätze auf die Verfügbarkeit der Parkplätze in angrenzenden Straßen?“ Der Bürgerverein bietet an, eine öffentliche Veranstaltung zum Thema „aktiv zu unterstützen“. In einem Antwortschreiben aus der Geschäftsstelle der Bezirksversammlung heißt es dazu, die Beantwortung der Fragen sei bis zum Baugenehmigungsverfahren vertragt worden. Eine öffentliche Informationsveranstaltung sei „aus rechtlichen Gründen nicht zulässig“.
Der Bürgervereinsvorsitzende Benjamin Harders bedauert, dass es, anders als zunächst geplant, keine öffentliche Anhörung zu dem Bauvorhaben geben wird. „Ich finde das unverständlich, zumal der Investor Herr Quint mit diesem Projekt ansonsten auch transparent umgeht“, sagte Harders dem Abendblatt. Eine solche Veranstaltung könne auch dazu beitragen, „wilde Gerüchte“ zu zerstreuen, die es zum Teil rund um das Vorhaben gebe. Der Bürgerverein kündigte jetzt an, möglicherweise eine eigene öffentliche Veranstaltung zu initiieren.
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