Kiel/Friedrichshafen. In größeren börsennotierten Firmen sollen mehr Frauen in Spitzenpositionen vorrücken. Welche Chancen haben Managerinnen auf einen Einzug in die Führungsetage städtischer Unternehmen?

Frauen kommen in der Topetage von Bundes- und Landesunternehmen einer Studie zufolge in der Summe besser voran als in vielen Städten. Das ist auch in Schleswig-Holstein so: Bei 23 Unternehmen des Landes sind demnach 30 Prozent der Positionen im Top-Management von Frauen besetzt, das ist im bundesweiten Ländervergleich Platz zwei nach Sachsen-Anhalt und auch besser als beim Bund.

Ganz anders ist das Bild der Studie zufolge bei insgesamt 75 kommunalen Unternehmen in Schleswig-Holstein: Dort besetzen gerade einmal 10,6 Prozent Stellen im Top-Management - der zweitschlechteste Wert bundesweit. Hamburg, als Stadtstaat sowohl Kommune als auch Bundesland, liegt mit einem Anteil von 21,3 Prozent im bundesweiten Mittelfeld.

Insgesamt liegt bei den 508 Unternehmen des Bundes und der Länder, die mehrheitlich in öffentlicher Hand sind, der Anteil der Managerinnen in der obersten Führungsebene bei 26,5 beziehungsweise 19,9 Prozent (Stand: März/April 2021), wie aus einer Auswertung der Zeppelin Universität Friedrichshafen hervorgeht. In den Unternehmen der 69 ausgewerteten größeren Städte sind es 19,5 Prozent.

Als mögliche Gründe sollten Studienleiter Ulf Papenfuß zufolge unter anderem politischer Druck, bereits ergriffene Maßnahmen und Besonderheiten bei den Unternehmen weiter analysiert werden. "Da auf kommunaler Ebene aber besonders viele öffentliche Unternehmen vorliegen, sollte gerade auch für Städte genau geschaut werden."

Auf kommunaler Ebene gibt es große Unterschiede. In 12 Städten liegt der Anteil von Managerinnen im Vorstand, der Geschäftsleitung oder Geschäftsführung bei mehr als 30 Prozent, in 17 Städten unter 10 Prozent. Das gilt in Schleswig-Holstein der Studie zufolge auch für Lübeck (4,3 Prozent), Flensburg (7,1) und Neumünster (9,5). In der Landeshauptstadt Kiel ist der Befund mit 12 Prozent geringfügig besser. Spitzenreiter des Landes ist Norderstedt mit einem Frauenanteil im Top-Management von 27,3 Prozent. Die bundesweite Spitzenposition hält demnach das hessische Offenbach mit einem Frauenanteil von 47,8 Prozent in den Topetagen.

"Insgesamt zeigen die Zahlen, dass etwas getan werden muss, wenn die Politik, die von ihr formulierten Ziele zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern ernst nimmt", sagte Papenfuß. "Ein zentraler Schritt ist die Etablierung eines Public Corporate Governance Kodex in jeder Gebietskörperschaft." Darin sollte auch festgehalten werden, dass das Top-Management auch für den Frauenanteil in den beiden Führungsebenen unterhalb der Unternehmensspitze Zielgrößen festlegt und jährlich darüber auf der Firmenhomepage berichtet.

Der Professor an der Zeppelin Universität hofft zudem auf eine Strahlkraft des jüngst beschlossenen Gesetzes für mehr Frauen in Spitzenpositionen in der Wirtschaft. In größeren börsennotierten und mitbestimmten Unternehmen mit mehr als drei Vorständen und bei Bundesunternehmen mit mehr als zwei Führungskräften muss künftig mindestens eine Frau vertreten sein.

Die Studie untersuchte insgesamt 1974 öffentliche Unternehmen, davon 1466 in 69 Städten. Verglichen wurden Stadtstaaten, Landeshauptstädte und die größten Kommunen je Bundesland. Die Forscher weisen darauf hin, dass in Bundesländern mit wenig größeren Städten, vergleichsweise viele kleinere Kommunen analysiert wurden, die weniger kommunale Firmen haben.

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