Hamburg. Wer derzeit aus Hamburgs Süden über die Elbe Richtung Zentrum will, braucht viel Geduld. Viele Baustellen sorgen für Staus. Die Opposition in der Bürgerschaft fordert den Bürgermeister zum Eingreifen auf.

Im Streit um Staus und zahlreiche Baustellen werfen CDU und AfD dem rot-grünen Hamburger Senat Versagen vor. Der gesamte Hamburger Süden stehe seit Wochen im Dauerstau, "nichts geht mehr voran", sagte Fraktionschef Dennis Thering am Freitag. "Wenn man neben der A255 auch alle vorhanden Ausweichrouten gleichzeitig mit Baumaßnahmen belegt, ist das planerischer Vorsatz und hat mit vernünftiger Verkehrspolitik und Staukoordination nichts zu tun."

Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) verteidigte bei Radio Hamburg die Planungen seiner Behörde. "Der Hauptgrund, warum wir jetzt in die A255 rein mussten, war die Abwendung einer Notfallmaßnahme im Winter." Zudem stehe in dem Bereich die Erneuerung der rund 100 Jahre alten Freihafen-Elbbrücke an. "Das bedeutet eine vierjährige Vollsperrung. Und wir haben klar gesagt, und das ist ganz klar die Koordinationsaufgabe: Bevor wir an die Freihafen-Elbbrücke rangehen, müssen wir die A255 sicher haben."

Die A255 geht von der A1 ab. Der sogenannte Abzweig Veddel führt über die Elbbrücken in die Hamburger Innenstadt. Die nur gut drei Kilometer lange Strecke mit Verzweigungen auch zur B75 wird noch bis September saniert.

Das Kernproblem sei, dass in Deutschland jahrzehntelang zu wenig für die Sanierung der Infrastruktur ausgegeben worden sei, sagte der Grünen-Politiker. "Das merkt man beim Auto jetzt in den letzten zwei Wochen in Hamburg." Man baue schließlich an den "Hauptschlagadern der Stadt (...), und Sie werden das nicht hinkriegen, ohne dass es jemand merkt."

Thering konstatierte hingegen: "Eine Koordination von Baustellen findet in Hamburg weiterhin nicht statt." Er sprach von einem grün-roten "Verkehrsinfarkt mit Ansage" und warf Tjarks "einseitige Fokussierung aufs Fahrrad" vor. Damit müsse Schluss sein. "Ich fordere Bürgermeister (Peter) Tschentscher (SPD) auf, das Thema jetzt endlich selbst in die Hand zu nehmen."

Zuvor hatte sich Presseberichten zufolge bereits die Hafenwirtschaft in einem Brief an Tschentscher gewandt und um eine umgehende Lösung der Stauproblematik gebeten. Die AfD sprach daraufhin von einer existenzbedrohenden Lage für die Hafen- und Logistikwirtschaft. "Dieser Stillstand gefährdet unseren Wohlstand", warnte Fraktionschef Dirk Nockemann.

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