Kiel. Arved Fuchs hat sich im Laufe von Jahrzehnten vom Extremsportler zum renommierten Klima- und Meeresschützer entwickelt. Seine Expeditionen sollen vor allem Aufmerksamkeit auf diese Themen lenken. Nun startet er wieder zu einer langen Tour mit seinem Segelschiff.

Polarforscher Arved Fuchs ist mit seiner Besatzung auf dem Segelschiff "Dagmar Aaen" zu einer monatelangen Forschungsreise in den Nordatlantik aufgebrochen. Der 1931 in Dänemark gebaute frühere Fischkutter verließ den Kieler Hafen am Donnerstag und wurde dabei zunächst von mehreren Booten begleitet.

Auch auf der vierten Etappe seiner "Ocean Change"-Expedition will der 68 Jahre alte Bad Bramstedter weiterhin das Interesse der Menschen für die Veränderungen der Meere im Klimawandel wecken. "Wir haben ein Problem, und wir können es lösen. Was wir nicht haben, ist Zeit", sagte er kurz vor der Abfahrt. Auf der Reise, die erst im Herbst 2022 enden soll, will Fuchs mit seiner Besatzung die Veränderungen des Golfstroms untersuchen. Zunächst führt die Route nördlich um Island, dann um die Südspitze Grönlands und schließlich in die kanadische Arktis. Die Planungen für das nächste Jahr seien wegen Corona noch nicht endgültig festgelegt.

Fuchs betonte mit Blick auf seine Besatzung, sie seien keine Wissenschaftler. "Aber wir können Daten sammeln." Die Expedition wird unter anderem vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Geomar mit Geräten ausgestattet und wissenschaftlich begleitet.

Direktorin Katja Matthes betonte die Wichtigkeit, möglichst viele Daten über die Veränderung der Meere zu sammeln. Die Arktisregion sei eine sehr empfindliche Stellschraube im Klimasystem. "Fuchs ist ein wichtiger Botschafter der Meere", sagte Matthes. Er sei seit 40 Jahren Zeuge des Klimawandels. Fuchs nannte die Arktis "eine Art Frühwarnsystem der Erde".

Er erinnerte daran, dass Wissenschaftler bereits vor Jahrzehnten vor den Folgen des Klimawandels gewarnt hätten. In der Corona-Pandemie hätten die Politiker auf die Wissenschaft gehört. Er wünschte, das wäre auch beim Klimawandel schon frühzeitig der Fall gewesen.

Ein Vorteil der Reisen mit dem kleinen Segelschiff "Damar Aaen" sei, dass sie dorthin fahren und Messungen vernehmen könnten, wo sonst selten Schiffe hinkämen. Der frühere Kutter hat eine Rumpflänge von knapp 18 Metern und einen Tiefgang von 2,5 Metern. Die "Dagmar Aaen" ist so stabil aus Eichenholz gebaut, dass sie auch in vereiste Meeresgebiete fahren kann.

Die dritte Etappe der "Ocean Change"-Expedition hatte Fuchs 2020 in die Nordsee geführt. Dort hatte er Inseln und Halligen besucht, um mit den Menschen über die bereits spürbaren Folgen des Klimawandels zu sprechen. Der Meeresspiegelanstieg sei überall bereits deutlich zu erkennen, sagte der 68-Jährige.

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