Hamburg.

Hamburgs Verwaltung kann in ihren Drucksachen, Emails und Formulierungen künftig eine gendersensible Sprache nutzen. Der Senat habe die Grundsätze zur Verwaltungssprache von 1995 ergänzt, teilte die Gleichstellungsbehörde am Dienstag mit. Dadurch sollen Anregungen für eine Sprache gegeben werden, die alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht anspreche. Somit können den Angaben zufolge neben geschlechtsneutralen Formulierungen nun auch Gender-Stern oder Gender-Doppelpunkt verwendet werden. Auch für die Anrede gebe es Vorschläge, die ohne Geschlechtsbezeichnung auskommen.

Die Vorschläge können für sämtlichen Schriftverkehr der Verwaltung nach Innen und nach Außen aufgegriffen werden - etwa für Broschüren, Präsentationen, Flyer und Formulare. Nicht jedoch beim Erlass oder der Änderung von Rechts- und Verwaltungsvorschriften. "Viele Menschen fühlen sich nicht mehr angesprochen, wenn man von "den Polizisten" oder "den Krankenschwestern" spricht", sagte Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). Es gebe Polizistinnen und Krankenpfleger und eben auch Menschen, die diese Berufe ausübten, sich aber weder als Mann oder als Frau einordneten. Nun "geben wir den Mitarbeitenden die Freiheit, selbst zu entscheiden, wie sie ihr Umfeld adressieren wollen".

Hintergrund ist ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2017, wonach niemand gesetzlich gezwungen werden darf, sich zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht zu entscheiden. Seit Ende 2018 ist es daher möglich, dass intergeschlechtliche Personen neben den Angaben "männlich", "weiblich" oder "keine Angabe" auch "divers" wählen können.

Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß ist strikt gegen eine Gendersprache in staatlichen Institutionen. Ein Online-Parteitag segnete am Dienstagabend einen entsprechenden Antrag des Landesvorstands mit großer Mehrheit ab. "Die Hamburger CDU spricht sich dafür aus, dass in allen Behörden, Schulen, Universitäten und anderen staatlichen Einrichtungen keine grammatisch falsche Gender-Sprache verwendet wird", heißt es in dem Antrag. Auch dürfe es keine Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen geben, die keine gendergerechte Sprache verwenden möchten. "Das ist ein Thema, das den Menschen unter den Nägeln brennt", sagte Ploß vor den Delegierten.

© dpa-infocom, dpa:210615-99-03813/3