Hamburg. Monatelang ging es in der Hamburger Innenstadt relativ einsam zu. Nach der Lockerung der Corona-Maßnahmen kehren die Menschen zurück. Stadtentwicklungssenatorin Stapelfeldt will Straßen und Plätze attraktiver machen und wünscht sich mehr bewohnte Gebäude.

Mit 29 Millionen Euro will der Hamburger Senat die Innenstadt in den nächsten zwei Jahren attraktiver machen. Diese Mittel sehe der neue Doppelhaushalt vor, erklärte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) am Freitag. Nach Ansicht der Senatorin sollte der Wohnungsbau in der Innenstadt weiter vorangetrieben werden. "Eine bewohnte Innenstadt ist auch eine belebte Innenstadt", sagte Stapelfeldt. Derzeit lebten in der Hamburger Alt- und Neustadt rund 15.000 Menschen in 10.000 Wohnungen. Die Senatorin stellte Hilfen für die Umnutzung von Gewerbeflächen in Wohnraum in Aussicht. In den vergangenen zwölf Monaten seien 100 Wohnungen in der Innenstadt fertiggestellt worden, in den vergangenen knapp zwölf Jahren seien es 850 gewesen.

Als Beispiel für eine gelungene Verbesserung der Aufenthaltsqualität nannte Oberbaudirektor Franz-Josef Höing den umgestalteten Ballindamm. Dort sei ein "Quantensprung" gelungen. Viele Menschen nutzten die "gute Stube" und säßen auf den neuen Bänken an der Binnenalster. Höing sieht auf einer Reihe von Plätzen und Straße noch Handlungsbedarf. Für den jetzt weitgehend autofreien Jungfernstieg sollen die Planungsaufträge noch im Sommer vergeben werden. Derzeit ist die Prachtmeile nur provisorisch neu gestaltet.

30 Planungsbüros habe die Stadt eingeladen, sich über den "neuralgischen Punkt" Hauptbahnhof Gedanken zu machen, sagte Höing. Die bestehende soziale Schieflage dort sei aber nicht durch ein Hochbauprojekt zu ändern. "Das wäre völlig vermessen", sagte der Oberbaudirektor. Da sei die Stadt als Ganzes gefragt. Stapelfeldt vertrat dagegen die Ansicht: "Ich glaube schon, dass man die Neugestaltung des Hauptbahnhofs als Chance sehen kann." Es sollte in dem Bereich weniger dunkle Ecken und mehr Sauberkeit geben.

Unter Federführung des Bundesbauministeriums habe eine Arbeitsgruppe Vorschläge erarbeitet, wie die deutschen Innenstädte den durch die Corona-Pandemie verschärften Herausforderungen begegnen können. Das Positionspapier solle bis Ende des Monats fertiggestellt werden. Stapelfeldt sprach sich dafür aus, noch vor der Bundestagswahl ein Förderprogramm mit 200 bis 300 Millionen Euro auf den Weg zu bringen.

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