Hamburg. Den Echo fürs Lebenswerk bekam Udo Lindenberg schon 1992. Da hatte er sich bereits als Deutschrock-Revolutionär verewigt, seine größten Erfolge folgten jedoch später. Nun kommt eine weitere Ehre hinzu.

Panikrocker Udo Lindenberg soll Hamburger Ehrenbürger werden. Das hat Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zum 75. Geburtstag des Sängers am Montag vorgeschlagen. "Udo Lindenberg ist einer der bedeutendsten Musiker unserer Zeit. Seine Persönlichkeit und seine Musik haben ganze Generationen geprägt", sagte Tschentscher. Vor mehr als 50 Jahren habe Lindenberg seine Heimat in Hamburg gefunden und seine musikalische Karriere hier begonnen. "Er hat Hamburg geprägt und Hamburg ihn", meinte der Bürgermeister. Seine Popularität habe Lindenberg auch immer genutzt, um klare Botschaften zu senden für Freiheit und Toleranz, gegen Gewalt und Diskriminierung.

Lindenberg wurde am 17. Mai 1946 in Gronau (Nordrhein-Westfalen) geboren. Seit Ende der 1960er Jahre lebt er in Hamburg, seit den 1990er Jahren in einer Suite im Hotel "Atlantic". Seine Biografie und sein Werk sind eng mit Hamburg und Norddeutschland verbunden. "Mit markanter Sprache und zeitbezogenen Texten hat Udo Lindenberg der deutschsprachigen Rockmusik zum Durchbruch verholfen und sie über Jahrzehnte erfolgreich gemacht", heißt es in der Mitteilung des Senats. Sein Bemühen um die innerdeutsche Verständigung gehöre zur Geschichte der Wiedervereinigung.

Am Freitag erschien sein Best-of-Album "Udopium - Das Beste", darunter auch vier neue Songs, die es alle auf Anhieb in die Top 20 Musik-Download-Trends schafften, wie die GfK Entertainment mitteilte.

Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) lobte den Vorschlag der Ehrenbürgerschaft. "Inoffiziell ist Udo Lindenberg schon lange unser Ehrenbürger. Wir alle haben seit Jahrzehnten seine Lieder im Ohr und seinen spröden Charme ins Herz geschlossen", sagte Fegebank. SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf meinte: "Sein Talent, sein Einsatz für Frieden und Umweltschutz, seine Bemühungen um das innerdeutsche Verhältnis und die Arbeit der Udo-Lindenberg-Stiftung machen ihn zu einem sehr würdigen Ehrenbürger Hamburgs."

Auch die Opposition ist von dem Vorschlag begeistert: "Udo Lindenberg verhalf dem deutschsprachigen Rock mit seiner Musik zum Durchbruch, nicht wenige seiner Songs spiegeln das Leben und das Lebensgefühl bei uns in Hamburg wunderbar wider", sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering. Lediglich die AfD-Fraktion lehnt eine Ehrenbürgerschaft für den Sänger ab.

Lindenberg begann seine Musikerlaufbahn als Schlagzeuger und wurde mit deutschen Texten zum Rockstar. Lieder wie "Andrea Doria", "Cello" "Mädchen aus Ost-Berlin", "Sonderzug nach Pankow" und "Horizont" gehören zu den Hits aus den 1970ern und 1980ern. Bereits 1992 erhielt er den Musikpreis Echo für sein Lebenswerk. 2008 feierte der Sänger mit "Stark wie Zwei" ein Comeback und das erste Nummer-eins-Album seiner Karriere. Ein Musical ("Hinterm Horizont") zu seinen Songs kam auf die Bühne, ein Film ("Lindenberg! Mach Dein Ding") über seine frühen Jahre auf die Leinwand. Außerdem ist der Musiker berühmt für seine "Likörelle", Gemälde mit Likörfarben.

Auch seine Geburtsstadt Gronau gratulierte dem Sänger am Montag mit einem Ständchen auf Youtube. Kinder mit schwarzen Sonnenbrillen, ein Postbote, Bürgermeister Rainer Doetkotte (CDU) und Kirchenmusiker spielten und sangen den Song "Mein Ding" aus dem Jahr 2008. Die Deutsche Post gibt eine Briefmarken-Sonderedition von 1000 Stück heraus, die nicht frei erhältlich ist. Der Musiker will sie zugunsten wohltätiger Zwecke versteigern lassen.

Die Ehrenbürgerschaft ist die höchste Auszeichnung, die die Stadt Hamburg zu vergeben hat. Das Ehrenbürgerrecht wurde zunächst nur an Nicht-Hamburger verliehen, um sie zu "einem der unsrigen" zu machen, wie es hieß. Zuletzt wurde die Ehrenbürgerwürde 2019 an die Hamburger Kinderbuchautorin Kirsten Boie ("Wir Kinder aus dem Möwenweg") verliehen, außerdem sind unter anderen Ballett-Chef John Neumeier und Fußball-Idol Uwe Seeler Hamburger Ehrenbürger.

Nach Zustimmung der Hamburgischen Bürgerschaft soll die Ehrenbürgerwürde mit einem Festakt im Rathaus verliehen werden. Das offizielle Verfahren werde im Einvernehmen mit Lindenberg begonnen, sobald es die Corona-Lage zulasse.

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