Hamburg. Im Mai 1933 starten NS-Studentenorganisationen und Burschenschaften in deutschen Uni-Städten eine “Aktion wider den undeutschen Geist“. Bücher von Heine, Brecht, Tucholsky und Kästner brennen - auch in Hamburg. Dort wird mit einer Lesung daran erinnert.

Bereits zum zweiten Mal findet der Lesemarathon zum Gedenken an die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten in Hamburg wegen der Corona-Pandemie unter besonderen Bedingungen statt. Es werde aber am Samstag, dem 88. Jahrestag, um 15.00 Uhr am Platz der Bücherverbrennung am Kaiser-Friedrich-Ufer Ecke Heymannstraße eine Mini-Lesung geben, teilte Helga Obens vom Arbeitskreis "Bücherverbrennung - nie wieder!" mit. "Wenigstens ein paar Stunden."

Wie schon seit Beginn der Aktion in den 1980er Jahren werde die Lesung von der heute 96-Jährigen Holocaust-Überlebenden Esther Bejarano eröffnet. Auch die Publizistin und Schauspielerin Peggy Parnass, der Schauspieler Rolf Becker und weitere Überraschungsgäste hätte ihr Kommen zugesagt.

"Wir freuen uns, wenn viele Menschen vorbeikommen und selbst vorlesen: Ein Gedicht oder einen Text aus einem der verbrannten Bücher", sagte Obens. Aus Infektionsschutzgründen sollten möglichst eigene Bücher mitgebracht, alle Abstandsgebote eingehalten und Masken getragen werden. "In diesem Jahr gibt es kein Lesezelt, nichts zum Verweilen. Und vielleicht empfiehlt es sich, Regenschirme mitzubringen." Zudem gebe es auf der Website www.lesezeichen-setzen.de eine digitale Lesung.

Im Mai 1933 hatten NS-Studentenorganisationen und Burschenschaften Bücher und Schriften in mehreren Universitätsstädten verbrannt. Die Deutsche Studentenschaft hatte zu einer "Aktion wider den undeutschen Geist" aufgerufen. Dabei wurden Werke unter anderem von Karl Marx, Heinrich Heine, Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky und Erich Kästner verbrannt.

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