Corona-Krise

Zoom-Meeting statt Konfirmationsfreizeit

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Anna Bögemann und Juliane Lauterbach
In diesem Jahr finden mehr Konfirmationen statt als sonst, da viele Zeremonien von 2020 auf 2021 verschoben  worden sind.

In diesem Jahr finden mehr Konfirmationen statt als sonst, da viele Zeremonien von 2020 auf 2021 verschoben worden sind.

Foto: Markus Scholz / picture alliance/dpa

Wegen der Pandemie wurden viele Konfirmationen auf dieses Jahr verschoben. Große Festgottesdienste gibt es vorerst auch in 2021 nicht.

Hamburg.  Kann man per Videokonferenz zum Glauben finden oder ihn stärken? Kann online ein Gruppengefühl entstehen? Können virtuelle Treffen ein Ersatz für echtes gemeinsames Erleben sein? Fragen, die sich seit Beginn der Pandemie auch in Hamburg viele Konfirmanden stellen. Denn auch für sie hatte und hat die Corona-Pandemie große Auswirkungen: Die lang ersehnte Konfirmationsfreizeit fiel aus, das große Fest mit der ganzen Familie ebenso, und echte Treffen fanden nur selten statt.

Dass Konfirmationsunterricht in Pandemiezeiten etwas anders aussieht, hat auch der zwölfjährige Laurens aus Seevetal erlebt, der im kommenden Jahr konfirmiert werden soll. Der letzte Besuch in der Kirche ist allerdings schon ganz schön lange her. Nach dem Begrüßungsgottesdienst im vergangenen November wechselte die Konfirmandengruppe komplett in die digitale Welt. Was Laurens davon hält? „Grundsätzlich finde ich es schon gut, aber es fühlt sich natürlich nicht wie im Präsenzunterricht an, wenn man über Themen redet.“

Der Spaßfaktor leidet durch die Distanz

Laurens’ Gruppe trifft sich nun jeden Donnerstag für eine Stunde in Kleingruppen über das Videomeeting-Programm Zoom. Was zu kurz komme, das seien schöne Rituale wie das gemeinsame Singen, und auch der Spaßfaktor leide durch die Distanz.

„Gerade der Konfirmandenunterricht lebt ja durch das Zusammensein mit den anderen Jugendlichen, von denen man über den Bildschirm leider nicht viel mitbekommt, da die meiste Zeit die Kameras ausgeschaltet sind und man nur dann redet, wenn man sich vorher gemeldet hat. Das ist also ähnlich organisiert wie im Onlineschulunterricht.“ Ein Gemeinschaftsgefühl könne so jedenfalls nur schwer entstehen.

Eine etwas andere Erfahrung hat die zwölfjährige Carlotta aus Winterhude gemacht, die ebenfalls 2022 konfirmiert wird. „Am Ende des Onlineunterrichts findet oft ein Ritual statt, das die Verbindung innerhalb der Gruppe stärkt. Da zünden wir Kerzen an und sprechen dabei einen Segen, in dem wir die Hände an den äußeren Rand unseres Videobildes legen, sodass wir uns einander ,berühren‘.“ So komme für sie durchaus ein Gemeinschaftsgefühl auf.

Endlich wieder eine Perspektive

Klar ist: In diesen Tagen gibt es zum ersten Mal seit vielen Monaten wieder eine Perspektive, dass der Onlineunterricht auch irgendwann ein Ende haben wird. „Jede Kirchengemeinde entwickelt derzeit Möglichkeiten, wie die Rückkehr in die Präsenz am besten funktionieren kann. Und natürlich ist es der Wunsch von allen, sich so schnell wie möglich wieder zu sehen“, sagt Monika Rulfs vom Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Gleichzeitig betont sie aber auch, dass die Jugendlichen in den meisten Fällen gut mit dem Video-Unterricht und den Onlinetreffen zurechtgekommen sind. „Sie sind ja alle mit dem Handy aufgewachsen, das hat daher gut funktioniert.“

Konfirmationsfahrten sind nicht zu ersetzen

Nicht zu ersetzen seien dagegen die Konfirmationsfahrten, sonst ein Höhepunkt der Konfirmandenzeit. „Das fanden und finden viele wirklich sehr schade.“ Wann diese wieder stattfinden können wie früher? Das ist derzeit noch ungewiss. Und auch für die Konfirmation an sich wird sich laut Rulfs zumindest in diesem Jahr wohl kaum etwas ändern „Die werden absehbar weiterhin in kleinen Gruppen gefeiert, und die Vorbereitungen für Konfirmationen in diesem Sommer sind meist abgeschlossen“, so Rulfs weiter.

Das Besondere in diesem Jahr sei auch, dass es noch einen „Überlauf“ aus dem vergangenen Jahr gebe. „Einige Gemeinden haben 2020 beschlossen, die Konfirmationen auf dieses Jahr zu verschieben. Daher gibt es jetzt mehr Konfirmationen als sonst üblich. Das wird dann meist so gelöst, dass man die Konfirmationsgottesdienste auf mehrere Wochen oder Monate verteilt und dann jeweils kleine Gruppen konfirmiert.“

Besonders kreative Lösung

Eine besonders kreative Lösung in diesem Zusammenhang kommt aus Pinneberg. Gemeint ist das sogenannte „Konfimobil“, das Pastor Harald Schmidt, Pastorin Laura Koch-Pauka und Vikar Alexander Bieniasz von der Lutherkirchengemeinde im vergangenen Jahr ins Leben gerufen haben und das auch in diesem Jahr wieder im Einsatz sein wird.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Die Idee: Anstelle des traditionellen, großen Gottesdienstes werden ein oder zwei Konfirmanden unter Einhaltung der Kontakt- und Abstandsregeln im hauseigenen Garten oder auf einer Wiese vor der Kirche konfirmiert. Aber Schmidt betont: „Wenn beides nicht infrage kommt, ist es auch möglich, so lange zu warten, bis die Corona-Situation einen traditionellen Festgottesdienst zulässt.“

Fester Bestandteil der Garten-Zeremonie ist dabei das mit Girlanden geschmückte und mit Kreuz, Altar und Bibel beladene „Konfimobil“, mit dem die beiden Pastoren sowie der Vikar von Garten zu Garten ziehen. Das Feedback der Konfirmanden sei durchweg positiv gewesen. Für Schmidt keinesfalls eine Selbstverständlichkeit. „Vielen Familien ist es schwergefallen, sich von den Bildern der klassischen Konfirmation zu trennen.“ Es habe durchaus auch Familien gegeben, die lieber warten wollen, bis ein Festtagsgottesdienst wieder möglich ist.

Auch Laurens hofft darauf, dass im kommenden Jahr alles wieder normal laufen kann. „Die Konfirmation ist ein fröhliches und gemeinsames Fest. Und ich glaube, dass man das online nicht hinkriegen kann.“

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