Hamburg. 2020 war der ESC in Rotterdam ausgefallen. In diesem Jahr wird er ganz im Zeichen der Corona-Krise stehen. Der deutsche ESC-Künstler Jendrik hofft nun auf Live-Auftritt statt Videoclip.

So bunt, schrill und positiv aufgedreht war der deutsche Beitrag für den Eurovision Song Contest (ESC) lange nicht mehr: Der Hamburger Jendrik Sigwart (26) fährt in wenigen Tagen (12. Mai) nach Rotterdam, wo am 22. Mai das ESC-Finale über die Bühne geht. Im Gepäck hat er seinen selbst geschriebenen Song "I Don't Feel Hate". Auf rauschende Partys und Kennlern-Events muss Jendrik dort allerdings coronabedingt verzichten. Im Moment ist der im niedersächsischen Osnabrück ausgebildete Musical-Darsteller für eine sechstägige Quarantäne daheim, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Auch in Rotterdam angekommen wird sich das berühmte und beliebte ESC-Gefühl wohl nur stockend einstellen. Die Corona-Einschränkungen seien sehr groß. "Wir dürfen nur vom Hotel zu den Messehallen und zurück." Auch das Kennenlernen der anderen Teilnehmer werde deshalb in Rotterdam kaum möglich sein. "Ich bin ganz froh, dass ich meine Freunde dabei habe mit auf der Bühne. Dann können wir im Hotel wenigstens irgendwie zusammen die Zeit verbringen."

Jendrik hofft, dass sie wie geplant vor wenigen Zuschauern auftreten können. Die Alternative wäre sonst ein eingespieltes Video, das er und seine Freunde vorher in Litauen auf einer ESC-ähnlichen Bühne unter Live-Bedingungen gedreht hatten. "Ich hoffe, dass wir live auftreten können, weil wir tatsächlich nach dem Video noch ein paar Sachen verändert haben." Der geplante Auftritt werde alles andere als ruhig sein. "Wir machen sehr viel. Der Choreograph hat an ein paar Stellen nochmal gefeilt, damit es nochmal geiler aussieht. Jetzt steht das so."

Die Geschichte von Jendrik Sigwart und seinem Weg zum ESC liest sich beinahe wie ein Märchen. So war es immer schon sein Traum mal beim ESC aufzutreten. Geschrieben hatte der Hamburger schon mehrere Lieder, produziert aber nur eins. Für mehr reichte das Geld nicht. Kurze Making-Of-Videos davon stellte er unter dem Motto "How to make a Musikvideo" in sozialen Netzwerken wie TikTok und Instagram online und bewarb sich damit für den ESC. Damit schaffte er es in die deutsche ESC-Auswahl und setzte sich vor einer 20-köpfigen Expertenjury und einer 100-köpfigen Jury aus ESC-Fans gegen die Konkurrenz durch - immerhin mehr als 150 Künstler und 320 Songs.

Auf welchem Platz er am Ende landet, ist ihm nicht wichtig. "Davon hängt nicht mein Wohlergehen ab, ob ich Erster oder Letzter werde. Natürlich versuche ich bei einer Competition - weil es Spaß macht - Erster zu werden." Stark sei der ESC-Jahrgang 2021 auf jeden Fall. "Ich habe das Gefühl, es gibt mehr Up-Tempo-Songs dieses Jahr, weil die Leute Bock haben, mehr zu feiern." Aber es gebe auch wunderschöne Balladen und rockige Lieder.

Mit seinem auf einer Ukulele komponierten Lied "I Don't Feel Hate" will er vor allem dafür werben, Respektlosigkeiten nicht auf dem gleichen Niveau sondern freundlich zu kontern. Dass sein wirbeliges Lied, das ein Mix aus vielen musikalischen Elementen ist, polarisiert, ist Jendrik bewusst. "Entweder mag man es sehr oder man mag es überhaupt nicht sehr." Für ihn habe der Song bereits absolut seinen Zweck erfüllt, weil er ihn zum ESC gebracht hat.

© dpa-infocom, dpa:210509-99-525654/2