Kiel. Corona macht sich auch im Geschäft der Sparkassen bemerkbar, unter anderem in wachsenden Einlagen der Kunden. Auf die Bilanzen dürften die Probleme erst in der Zukunft durchschlagen.

Der Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein rechnet in den kommenden Jahren mit Wertberichtigungen wegen der Corona-Pandemie. Eine seriöse Prognose sei aber noch nicht möglich, sagte der Leiter der Prüfungsstelle des Verbands, Dirk Franzenburg, am Mittwoch. Um für einen Anstieg der Kreditausfälle gewappnet zu sein, bilden die Sparkassen im nördlichsten Bundesland den Angaben nach vermehrt Rücklagen. Seit Beginn der Pandemie hätten sie mehr als 12 000 Tilgungsaussetzungen von laufenden Krediten mit einer Summe von 181,7 Millionen Euro ermöglicht.

Die Sparkassen in Schleswig-Holstein erreichten 2020 ein Betriebsergebnis vor Bewertung (Risikovorsorge) in Höhe von 343 Millionen Euro, das sind 0,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Jahresergebnis nach Steuern sank von 98,7 Millionen Euro auf 53,0 Millionen Euro. Wegen Sondereffekten aus dem Jahr 2019 habe es starke Schwankungen bei den Steuerzahlungen und dem Jahresergebnis gegeben, sagte der Präsident des Sparkassen- und Giroverbands für Schleswig-Holstein, Oliver Stolz.

Der Zinsüberschuss sank um 1,5 Prozent auf 706,1 Millionen Euro. Die gestiegen Kreditvergaben könnten das weitere Abschmelzen des Zinsüberschusses nicht kompensieren, sagte Stolz.

2020 hätten die Sparkassen Zusagen für Darlehen in Höhe von 6,7 Milliarden Euro gegeben, 11,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Kreditbestand für Unternehmer und Selbstständige stieg um 5,1 Prozent auf 21,4 Milliarden Euro, der für Privatpersonen um 3,0 Prozent auf 12,5 Milliarden Euro.

Angesichts der Corona-Pandemie trugen Sparkassen-Kunden im vergangenen Jahr deutlich mehr Geld auf ihre Konten. Die Einlagen seien 2020 um 9,0 Prozent auf 33,7 Milliarden Euro gestiegen, sagte Stolz. Mit 14,8 Prozent stiegen Einlagen mit täglicher Fälligkeit besonders stark, auf 25,1 Milliarden Euro. "Das führt zu einem Einlagenüberhang", sagte der Präsident.

Wegen der aktuellen Zinssituation müssten die Sparkassen handeln und könnten Entgelte für bestimmte Einlagenhöhen nicht immer vermeiden. Da die einzelnen Sparkassen entscheiden, könne er keine allgemeingültigen Angaben zu den Konditionen machen, sagte Stolz. Die Grenze liege bei einzelnen Instituten zum Beispiel bei 50 000 Euro oder 100 000 Euro.

Das Sterben der Sparkassenfilialen im Land setzte sich auch 2020 fort. Zwischen Elbe und dänischer Grenze gab es noch 216 Filialen, 8 weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der SB-Geschäftsstellen sank um 2 auf 155. Die Sparkassen betrieben 1400 Geldautomaten, 19 weniger als im Vorjahr.

Beschleunigt hat sich die Digitalisierung bei den Sparkassen. Inzwischen würden 67 Prozent der Girokonten digital geführt. Die Kunden nutzen den Angaben zufolge für viele alltägliche Dienstleistungen nicht mehr die Filialen, sondern digitale Angebote wie Internetfiliale, Sparkassen-Apps oder auch Telefon- und Videoberatung. Besonders deutlich sei der Trend beim Bezahlen: Mehr als 66 Prozent der Zahlungen mit der Girocard oder der App "Mobiles bezahlen" in Geschäften seien bereits kontaktlos erfolgt.

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