Kiel.

Im Prozess um organisierten Betrug mit falschen Polizisten hat ein leitender Kriminalbeamter den 28-jährigen geständigen Angeklagten am Dienstag belastet. Er führe seit drei Jahren die Betrugsermittlungen und habe tiefe Einblicke in die Bandenstruktur gewonnen, sagte der Kriminalhauptkommissar vor dem Kieler Landgericht. Mit dem 28-jährigen sitze "erstmals in Schleswig-Holstein einer auf der Anklagebank, der auf Call-Center-Ebene in der Türkei tätig war".

Nach Schilderungen des Zeugen wurden die Senioren aus türkischen Call-Centern mit "Angstszenarien" über Stunden und Tage verängstigt. Ihnen sei vorgemacht worden, ihr Vermögen auf der Bank sei durch illoyale Mitarbeiter in Gefahr oder durch Einbrecher akut bedroht. Wenn die Masche Erfolg hatte, seien falsche Polizisten eingesetzt worden, die die Beute entgegen genommen oder aus vereinbarten Verstecken abgeholt hätten. Die Beute wurde dann in die Türkei geschafft, abzüglich der jeweiligen Entlohnung.

Durch den Bandenbetrug wurden Senioren im Jahr 2019 laut Anklage um Gold, Schmuck und Bargeld im Wert von über 500 000 Euro gebracht. Der Angeklagte erhielt davon laut Staatsanwalt mindestens 43 000 Euro. Der 28-Jährige gestand bereits im Rahmen einer Verständigung zwischen den Prozessbeteiligten. Er räumte 10 der angeklagten 15 Fälle ein.

Nach Worten des LKA-Beamten sollen auch die Ehefrau des Angeklagten und dessen Mutter mit in den Betrug eingebunden gewesen sein und Beute mit Kurierflügen in die Türkei geschafft haben. Gegen beide Frauen wird gesondert ermittelt.

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