Hamburg. Die Pandemie mit all ihren Einschränkungen hat nicht zu einer Abkühlung des Immobilienmarkts in und um Hamburg geführt. Im Gegenteil: Die Preise sind im vergangenen Jahr weiter gestiegen - einer Studie zufolge um bis zu fast 14 Prozent.

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Hamburg und Umgebung kennen trotz der Corona-Pandemie weiter nur eine Richtung - aufwärts. "Die von vielen aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie erwarteten Abschwünge in der Preisentwicklung sind bislang nicht eingetreten", erklärte der Vorstandschef der LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg, Jens Grelle, am Mittwoch bei der Präsentation des Immobilienmarktatlas 2021. Demnach erhöhten sich die durchschnittlichen Immobilienpreise 2020 in Hamburg und dem Umland im Vergleich zum Vorjahr um sieben bis knapp 14 Prozent. Im Vergleich der deutschen Großstädte habe Hamburg damit in der Dynamik München auf Platz zwei abgelöst. Platz eins habe weiter Berlin.

Den größten Sprung mit 13,8 Prozent machten die Preise für neue Häuser in der Hansestadt. Sie kosteten nun durchschnittlich 5123 Euro pro Quadratmeter. Bestandshäuser seien um 7,2 Prozent teurer geworden und kämen nun auf 4859 Euro pro Quadratmeter. Neubauwohnungen kosteten nun durchschnittlich 6600 Euro pro Quadratmeter (plus 12,3 Prozent). Der Preis für Bestandswohnungen kletterte um 13,3 Prozent auf nun 5723 Euro pro Quadratmeter. Die teuersten Immobilienangebote mit Quadratmeterpreisen zwischen 10 000 und mehr als 16 000 Euro seien in den Stadtteilen Othmarschen, Harvestehude, Nienstedten, HafenCity, Rotherbaum, St. Georg und Uhlenhorst aufgerufen worden.

Zweistellige Steigerungsraten bei den Immobilienpreisen gab es auch im Umland: Bestandshäuser und -wohnungen seien im Vergleich zu Anfang 2020 um 11,1 (2950 Euro) beziehungsweise 11,2 Prozent (2809 Euro) teurer geworden. Neue Häuser kosteten 12,8 Prozent (3350 Euro) mehr. Nur bei Neubauwohnungen lag die Preissteigerung im Umland mit 8,5 Prozent (3900 Euro) im einstelligen Bereich. Am teuersten seien Neubau-Häuser in Wentorf-Aumühle mit durchschnittlich 5608 Euro pro Quadratmeter. Aber auch in Schenefeld, Norderstedt, Ahrensburg, Oststeinbek und Halstenbek seien hohe Preise registriert worden.

Es sei eine Reduzierung des Angebots festzustellen, sagte Grelle. Ein Grund könnten die Corona-Einschränkungen sein, die eine Abwicklung von Immobiliengeschäften erschwerten. Er gehe aber tendenziell eher davon aus, dass Objekte aufgrund des starken Nachfragedrucks in Hamburg gar nicht mehr auf den freien Markt kämen, sondern schon vorher von Maklern über deren persönliche Interessentenlisten verkauft würden, sagte Grelle. Die steigenden Preise seien gerade in Hamburg auch auf viele zahlungskräftige Kunden zurückzuführen. "Die haben insgesamt viel Liquidität" und seien mangels renditestarker Alternativen bereit, auch zu hohen Preisen in Immobilien zu investieren.

Im Vergleich zu den Vorjahren gebe es jedoch einen gravierenden Unterschied. "Die Hypothekenzinsen sinken nicht mehr weiter und können somit die Preisanstiege auch nicht mehr kompensieren", sagte LBS-Vorstand Birgitta Göttelmann. Ebenfalls Einfluss auf den Immobilienmarkt habe der Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Corona-Pandemie und vor allem für künftige Vermieter der erstmalige Rückgang der Mietpreise in Hamburg von durchschnittlich 10,60 auf 10,50 pro Quadratmeter.

Gerade mit Blick auf den coronabedingten Wandel auf dem Arbeitsmarkt hin zu mehr Homeoffice und weniger Pendelverkehr lohne es sich für Immobilieninteressenten durchaus, auch Häuser oder Wohnungen im Umland von Hamburg in Betracht zu ziehen, sagte Göttelmann. So seien etwa Bestandshäuser im Umland im Schnitt um 39 Prozent günstiger als in Hamburg, Bestandswohnungen sogar bis zu 51 Prozent. "Wer bereit ist, etwa mehr Aufwand fürs Pendeln in Kauf zu nehmen, der kann deutlich günstigere Kaufpreise für sich realisieren", sagte Grelle.

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