Kiel. Schleswig-Holstein hat zusammen mit Rheinland-Pfalz im Ländervergleich die geringste Sieben-Tage-Inzidenz. Beide Länder liegen bei Werten unter 50. Deshalb gehen im nördlichsten Bundesland im Lockdown die Lockerungen weiter. Wenn auch nicht für alle Städte.

Nachdem Schleswig-Holsteins Landesregierung am Wochenende die neue Corona-Verordnung beschlossen hat, dürfen von Montag an im Norden alle Geschäfte wieder für ihre Kunden öffnen. Wegen der weiter hohen Infektionszahlen bleiben die Läden nur in Flensburg zu. "In vielen Lebensbereichen können wir angesichts der derzeitigen Infektionslage die bisherigen Einschränkungen erleichtern", sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Samstag.

Außerdem dürfen in Schleswig-Holstein nun auch Tattoo-, Sonnen-, Kosmetik- und Massagestudios wieder öffnen. Das gilt auch für Museen, Galerien, Zoos und botanische Gärten. Fahr- und Flugschulen können ihre Arbeit ebenfalls wieder vollständig aufnehmen. Im privaten Bereich sind künftig wieder Treffen von bis zu fünf Personen aus zwei Haushalten erlaubt. Kinder bis 14 Jahren werden dabei nicht mitgezählt. Getrennt wohnende Paare gelten dabei als ein Hausstand.

Die Regelungen ändern sich zum Teil allerdings wieder, sollte die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche auf mehr als 50 steigen. So müssten dann fürs Shoppen sowie den Besuch von Museen, Galerien, Zoos und botanischen Gärten wieder zuvor Termine gebucht werden.

Kostenlose Schnelltests werden auch in Schleswig-Holstein angeboten. Es seien bereits erste Schritte gemacht und eine funktionierende, dezentrale Test-Infrastruktur aufgebaut worden, sagte ein Sprecher am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. "So bieten zahlreiche niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker, Testzentren einiger Labore sowie Testzentren des DRK bereits schon heute die Möglichkeit, sich testen zu lassen."

In Kiel soll es ohne vorherige Terminabsprache kostenlose Tests an vier bereits bekannten Teststationen geben, wie die Stadt am Sonntag mitteilte. Es werde jedoch darum gebeten, genau abzuwägen, ob ein Test gleich zu Wochenbeginn nötig ist. Zusätzlich sollen Tests auf dem Europaplatz in Pavillons angeboten werden. Laut Beschluss der Regierungschefs von Bund und Ländern vom vergangenen Mittwoch soll allen Bürgern bis April einmal pro Woche ein kostenloser Schnelltest ermöglicht werden.

Die Corona-Infektionszahlen in Schleswig-Holstein waren am Samstag wieder leicht gestiegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte 45,8 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner, wie aus Daten des Gesundheitsministeriums in Kiel hervorgeht (Datenstand: 6.3., 20.54 Uhr). Am Freitag lag der Wert bei 44,4 und am Samstag vergangener Woche bei 50,6.

Am Samstag wurden 238 Neuinfektionen gemeldet, mehr als am Freitag (191) und auch am Samstag vor einer Woche (209). Am Freitag wurden vier weitere Todesfälle und damit insgesamt 1325 Corona-Tote gezählt. In Schleswig-Holsteins Krankenhäusern wurden mit Stand Samstag 229 Patienten behandelt. Intensivmedizinische Behandlung brauchten 70 Menschen, davon 47 mit Beatmung. Schätzungsweise sind inzwischen 39 300 Menschen genesen.

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