Sylt. Normalerweise ist es landesweit keine große Sache, wenn 13 000 Menschen zu einer Bürgermeisterwahl aufgerufen sind. Anders stellt sich die Situation dar, wenn es um den Chefsessel der Gemeinde Sylt geht. Dann mischt sich sogar der Ministerpräsident ein.

Im Westerländer Rathaus wird es am Sonntag stiller sein als bei vorangegangenen Bürgermeisterwahlen. Denn statt sich mit ihren Unterstützern auf Wahlpartys zu tummeln, werden die Bewerber um das Bürgermeister-Amt der Gemeinde Sylt coronabedingt mehr online als offline fiebern. Am Sonntag sind die rund 13 000 Wahlberechtigten in der größten Gemeinde auf der Nordseeinsel dazu aufgerufen, einen neuen Bürgermeister zu wählen. Drei Kandidaten treten gegen Amtsinhaber Nikolas Häckel (parteilos) an.

Mit dem Slogan "Weil es um Sylt geht." beschwört der 46-jährige gebürtige Sylter vor der Wahl die Gemeinschaft auf der Insel. Auf seiner Homepage listet der amtierende Leiter der Inselverwaltung der Gemeinde auf, was er bezüglich Kinderbetreuung, Digitalisierung und Wohnungsbau erreicht hat. Daran möchte er jetzt anknüpfen. Bevor Häckel vor sechs Jahren Bürgermeister wurde, war er Leiter des Bauamtes in Kronshagen bei Kiel gewesen.

Von der CDU unterstützt ist Clemens Raab der Herausforderer mit der größten Partei hinter sich. Daniel Günther persönlich hatte sich als CDU-Landesvorsitzender für den Sylter Bankkaufmann stark gemacht. "Raab kann Sylt. Sylt kann besser." lautet die Botschaft des 42-Jährigen, der ursprünglich aus Schömberg im Nordschwarzwald (Baden-Württemberg) stammt und seit 2009 auf Sylt lebt. Mit einem "ganz neuen Politikstil" wolle er die Zusammenarbeit zwischen Politik und Verwaltung verbessern, schreibt Raab auf seiner Homepage.

Auf dem Festland geboren ist auch der Berliner Ralf Obluda-Kruber, der als Einzelbewerber antritt. Seine Frau hatte im vergangenen Jahr eine Bar in Westerland übernommen. Seitdem pendelt der 50-Jährige zwischen Sylt und Berlin, wo er in der Kommunalverwaltung des Bezirkes Steglitz-Zehlendorf arbeitet. Als Neuling möchte er "frischen Wind" in das Westerländer Rathaus bringen.

Der Sylter Lars Schmidt (Zukunft) geht in diesem Jahr zum zweiten Mal ins Rennen um den Rathaussessel. Mit dem Spruch "Unsere Insel. Unsere Zukunft." wirbt der Sylter Kommunalpolitiker um Stimmen. Der 50-jährige Kaufmann möchte als hauptamtlicher Bürgermeister "einen klaren Kurswechsel, hin zu Balance zwischen Menschen, Natur sowie sozialer und lokaler Marktwirtschaft", wie er sagt.

"Die Tendenz der Briefwähler ist deutlich steigend", sagte Wahlleiterin Gabriele Gotthardt. Rund 3800 Briefwahl-Unterlagen seien bis Donnerstag bei der Gemeinde angefordert worden. Im Vergleich dazu hatten bei der vergangenen Bürgermeisterwahl rund 1700 Menschen auf der Insel per Brief abgestimmt.

Häckel ist seit 2015 Bürgermeister der Gemeinde Sylt, zu der die sieben Ortsteile Westerland, Archsum, Keitum, Morsum, Munkmarsch, Rantum und Tinnum gehören. Damals hatte er in der Stichwahl gegen die frühere Fürther Landrätin und "CSU-Rebellin" Gabriele Pauli gewonnen. Sollte keiner der Bewerber am Sonntag die absolute Mehrheit erreichen, findet am 28. März eine Stichwahl statt.

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