Kiel. Wie die Schüler, so die Studenten: Auch sie sollen im Norden coronabedingt entlastet werden. Es gibt ein Freisemester und mehr Flexibilität bei Prüfungen. Diese sollen ganz überwiegend digital stattfinden.

Schleswig-Holstein will die Studenten in der Corona-Pandemie mit einem Bündel von Maßnahmen im laufenden Wintersemester entlasten. So werde die individuelle Regelstudienzeit für eingeschriebene und nicht beurlaubte Studierende verlängert, sagte Wissenschaftsministerin Karin Prien (CDU) am Donnerstag im Landtag. Auf Antrag könnten die Hochschulen Bescheinigungen über pandemiebedingte Studienverzögerungen ausstellen. Regelungen zu Staatsexamina blieben davon unberührt.

Bei Prüfungen gibt es Prien zufolge eine weitere Wiederholungsmöglichkeit. Ein sogenannter Freiversuch werde generell dann zugelassen, wenn Prüfungen digital abgenommen werden, was derzeit fast überall der Fall sei. Es sei auch möglich, wenn die Art der Prüfung geändert wurde, indem zum Beispiel an die Stelle einer schriftlichen Prüfung eine mündliche trat. "Ich bin mir bewusst, dass wir die Lehrenden damit zusätzlich belasten", sagte Prien.

Dass es ein sogenanntes Freisemester gibt, war bereits bekannt. Dies bedeutet: Das Fachsemester wird im Hinblick auf hochschulrechtliche Regelungen und die Ausbildungsförderung nicht gewertet. Demnach gibt es für ein zusätzliches Semester Bafög.

Die Hochschulen zeigten sich in dieser Pandemie außerordentlich verantwortungsvoll, kooperativ und konstruktiv, sagte die Ministerin. Im aktuellen Semester hätten die meisten den Lehrbetrieb fast ausschließlich auf digitale Lehre umgestellt und nur noch in Ausnahmefällen Präsenzveranstaltungen zugelassen. "Jetzt geht es darum, auch die Prüfungsphase unter Pandemie-Bedingungen so zu gestalten und dafür Sorge zu tragen, dass die Studierenden das Semester erfolgreich abschließen können."

Wo immer es möglich ist, sollten auch die Prüfungen digital absolviert werden, sagte Prien. "Es darf nicht passieren, dass Studierende, die sich gar nicht mehr am Studienort aufhalten, weil ihre Lehrveranstaltungen ja digital angeboten wurden, sich jetzt etwa auf die Reise begeben müssen, um eine Prüfung in Präsenz an der Hochschule abzulegen." Sie sei daher sehr froh, dass die Hochschulen in großem Umfang digitale Prüfungen anbieten wollten.

Die Lage an den Hochschulen sei sehr angespannt, konstatierte der Grüne Lasse Petersdotter. Er verwies auch auf Probleme für Lehrende: Nicht allen von ihnen falle der Umstieg auf das Digitale leicht.

Der SPD-Hochschulpolitiker Heiner Dunckel verwies auf psychosoziale Probleme von Studierenden. Auch dürfe niemand vom Studium ausgeschlossen werden, weil er nicht die nötige technische Ausstattung hat. Notwendig sei überdies eine grundsätzliche Bafög-Reform. Sie sollte aus Sicht von FDP-Fraktionschef Christopher Vogt in Richtung Elternunabhängigkeit gehen.

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