Hamburg. In Hamburg werden im Bundesvergleich sehr viele Sozialwohnungen gebaut. Doch es fallen auch jedes Jahr viele Wohnungen aus der Mietpreisbindung. Die Corona-Krise macht es dem Senat nicht leichter, dagegen anzusteuern.

In Hamburg sind im vergangenen Jahr weniger neue Sozialwohnungen genehmigt worden. Mit der Förderbewilligung von 2643 Wohnungen mit sozialer Bindung habe man das selbstgesteckte Ziel von 3000 genehmigten Sozialwohnungen pro Jahr verfehlt, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) am Dienstag. Zudem seien 6000 Sozialwohnungen aus der Bindung gefallen. Trotz der "Corona-Schwockwellen" und Zurückhaltung bei Investoren seien 2020 aber 3472 neue Sozialwohnungen fertiggestellt worden.

In diesem und dem nächsten Jahr solle das 3000er-Ziel wieder erfüllt werden, sagte die Senatorin. Der Bestand an Sozialwohnungen soll zudem durch eine Verlängerung der Mietpreis- und Belegungsbindung von 20 auf 30 Jahre gesichert und für vordringlich Wohnungssuchende eine Mindestquote an Neubauwohnungen geschaffen werden. "Das gut ausgestattete Förderprogramm für 2021 und 2022, das der Senat heute beschlossen hat, wird auch künftig stetigen Zubau, umfangreiche Modernisierungen und Bindungsverlängerungen ermöglichen - bei weiterhin nur moderat steigenden Einstiegsmieten", versprach Stapelfeldt.

Im laufenden Jahr stehen den Angaben zufolge für Neubewilligungen insgesamt 324 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung. 2022 können demnach Förderungen in Höhe von 329 Millionen Euro bewilligt werden.

Im vergangenen Jahr hätten Investoren wegen der Unsicherheiten in der Pandemie ihre Neubaupläne zurückgestellt. Etwa 500 Wohnungen seien davon betroffen gewesen, sagte Stapelfeldt.

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen sieht jedoch auch "tiefer liegende Probleme, deren Lösung die Stadt rasch angehen muss", wie VNW-Direktor Andreas Breitner sagte. "Es mangelt an geeigneten Baugrundstücken. Die leicht zu entwickelnden Immobilien sind in den vergangenen Jahren bebaut worden." Wer nicht auf der "grünen Wiese", sondern zentrumsnah bauen wolle, müsse sich "auf komplizierte Baubedingungen" gefasst machen.

Während die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen das Wohnungsbauprogramm, das sich trotz Corona auf hohem Niveau bewege, lobten, nannten die Linken es unzureichend. Angesichts Tausender aus der Bindung fallender Sozialwohnungen reiche es nicht aus, "um den Schwund an preiswerten Wohnungen aufzufangen", sagte deren Wohnungsbauexpertin Heike Sudmann und rechnete vor: "Als die SPD 2011 an die Regierung kam, gab es 99 900 Sozialwohnungen, 2019 waren es nur noch 77 100."

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