Hamburg.

Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut geht davon aus, dass die Corona-Pandemie trotz des Impfstoffs noch länger dauern wird. "Wer sagt, wir haben spätestens im Sommer alles durchgestanden und die Immunität ist da, setzt unrealistische Ziele - und provoziert Frust", sagte er im Interview mit dem "Hamburger Abendblatt". Die Impfung sei zwar ein wichtiger Baustein, aber Abstand, Hygiene, Masken, Lüften, Testen und der Schutz der Risikogruppen blieben genauso wichtig.

Um die über 80-Jährigen besser vor Ansteckungen schützen zu können, plädierte Schmidt-Chanasit etwa für den Einsatz der Bundeswehr, des Technischen Hilfswerks und freiwilliger Helfer. "Das kostet etwas, ist aber im Vergleich zu den milliardenschweren Überbrückungshilfen leistbar. Inzwischen haben wir so viele einfache und schnelle Testmöglichkeiten, dass wir nur noch negativ Getestete in gefährdete Bereiche lassen können: Dann sind Pflege- oder Altersheime sehr sicher." Wenn man dann 60, 70 oder 80 Prozent der Todesfälle verhindern könne, wäre schon viel geschafft.

Schmidt-Chanasit geht davon aus, dass die Gesellschaft "dem alten Leben" noch in diesem Jahr schrittweise näher kommen wird. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir 2022 nur noch sehr wenige Einschränkungen benötigen. Aber wir hätten schon sehr viel von unserem alten Leben zurückgewonnen, wenn die Kitas, Schulen, Läden wieder öffnen und die Vereine wieder Sport machen dürfen."

© dpa-infocom, dpa:210126-99-170746/2