Hamburg. Auch Menschen mit wenig Geld müssen einkaufen und mitunter den Bus und Bahn benutzen. Seit Kurzem geht das nur mit medizinischer Maske. Doch die kosten Geld. Hamburg will Bezieher von Hartz IV und Grundsicherung entlasten.

In Hamburg erhalten Bedürftige einen Zuschuss für die Anschaffung medizinischer Masken. Hintergrund ist laut Sozialbehörde die seit Freitag geltende Regel, wonach in öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkaufen selbstgenähte Stoffmasken als Corona-Schutz nicht mehr ausreichen. "Die zusätzlichen Kosten sollen Leistungsempfänger nicht zusätzlich belasten", sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Montag. Leistungsempfänger ab 18 Jahren würden daher für die Monate Februar und März einen Zuschuss von jeweils zehn Euro erhalten, "damit sie sich selbstbestimmt die Masken beschaffen können". Der Zuschuss werde im Februar als 20-Euro-Einmalzahlung geleistet.

Vor allem die Linke fordert schon seit Längerem einen Corona-Zuschuss für Bedürftige. Allerdings geht es dabei um einen pauschalen Krisen-Zuschlag von 100 Euro für Bezieher von Hartz IV und Grundsicherung. Wie auch von den Spitzenvertretern von 36 Gewerkschaften und Verbänden wurde zumem eine Anhebung der Regelsätze auf mindestens 600 Euro gefordert.

Für den Zehn-Euro-Maskenzuschuss nehme die Hansestadt "mehr als 3,7 Millionen Euro aus Corona-Mitteln in die Hand, so dass sich jede Leistungsempfängerin und jeder Leistungsempfänger für die nächsten zwei Monate mit medizinischen Masken ausstatten kann", sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD).

Seit vergangenen Freitag gilt in Hamburger Bussen und Bahnen sowie beim Einkaufen eine verschärfte Maskenpflicht. Anders als in Bayern sind in der Stadt aber neben den relativ teuren FFP2-Masken auch günstigere und bereits weit verbreitete OP-Masken zulässig.

Seit Montag gilt in den Hamburger Kindertagesstätten zudem der sogenannte erweiterte Notbetrieb. Nach der in der vergangenen Woche vom Senat beschlossenen Corona-Eindämmungsverordnung dürfen nur noch Kinder von Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten und die keine andere Betreuung organisieren können, in die Kitas gebracht werden. Wie viele Eltern die Notbetreuung in Anspruch nahmen, konnte die Sozialbehörde am Montag zunächst noch nicht sagen.

Die Zahl der in Hamburg bestätigten Corona-Neuinfektionen ging unterdessen im Wochenvergleich zurück. Am Montag kamen 201 neue Fälle hinzu, wie die Gesundheitsbehörde mitteilte. Das waren 64 Fälle weniger als am Sonntag und 4 weniger als am Montag vor einer Woche. Die Inzidenz, also die Zahl neuer Ansteckungen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen, sankt von 97,2 leicht auf 97,0. Vor einer Woche lag dieser Wert bei 111,5. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) stieg die Zahl der an oder mit Corona gestorbenen Menschen in Hamburg um einen auf insgesamt 988.

Fast 40 000 Menschen haben in der Stadt bislang eine Corona-Schutzimpfung erhalten. Wie aus RKI-Zahlen hervorgeht, wurden in der Stadt bis einschließlich Sonntag insgesamt 39 932 Impfdosen verabreicht, davon 36 186 als Erst- und 3746 als Zweitimpfungen. Die Impfquote stieg damit auf 2,0 Prozent. Damit liegt Hamburg knapp über dem Bundesdurchschnitt (1,9 Prozent) und im Ländervergleich zusammen mit Berlin auf Platz sechs.

Unterdessen warnte die Hamburger Virologin Marylyn Addo in Bezug auf neue Antikörper-Therapien vor allzu großen Hoffnungen bei der Corona-Behandlung. Zwar seien die Daten aus den USA vielversprechend, sagte den ARD-"Tagesthemen". Aber: "In der Experten-Gemeinschaft geht keiner davon aus, dass das das Medikament ist, das in der Pandemie jetzt den Schalter umlegt, also dass es der Heilsbringer oder das heilsbringende Medikament ist."

Addo ist Leiterin der Infektiologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), das die beiden vom Bund gekauften Antikörper-Medikamente laut NDR als eine der ersten Kliniken in Deutschland bei der Behandlung von Covid-19-Patienten einsetzen wird. In den USA war auch Ex-Präsident Donald Trump mit einem solchen Medikament behandelt worden.

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