Hamburg. Hamburg hat im vergangenen Jahr so viele Radwege saniert oder neu gebaut wie noch nie. Insgesamt 62 Kilometer seien es geworden, sagt Verkehrssenator Tjarks. Mittelfristig sollen es einmal jährlich 100 Kilometer werden.

Hamburg hat im vergangenen Jahr 62 Kilometer Radwege fertiggestellt - und damit einen neuen Höchstwert erreicht. "Wir haben es geschafft, im Jahr 2020 die Bauleistung deutlich zu steigern, nämlich um 63 Prozent", sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) am Freitag. Das Ergebnis seien 62 Kilometer neu gebaute und neu gewidmete Radverkehrsanlagen. Die bisherige Höchstmarke von 43 Kilometern stammt nach Behördenangaben aus dem Jahr 2016.

Von den bis 2025 geplanten 280 Kilometern Velorouten seien inzwischen 182 Kilometer oder 65 Prozent fertig, sagte die Leiterin der Koordinationsstelle Mobilitätswende in der Behörde, Kirsten Pfaue. Die Ausgaben bezifferte sie für 2020 inklusive Infrastruktur, Service und Kommunikation auf noch vorläufige 83 Millionen Euro. Im Jahr 2019 seien 52 Millionen ausgegeben worden. Für das laufende Jahr könne sie noch keine konkrete Prognose abgeben, sagte Pfaue.

Hamburgs rot-grüner Senat möchte den Verkehrsanteil von ÖPNV, Radfahrern und Fußgängern in der Hansestadt bis 2030 auf 80 Prozent erhöhen. Nach jüngsten Zahlen von 2017 liegt er bei 67 Prozent. Im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen sind jährlich 60 bis 80 Kilometer neue oder sanierte Radwege vereinbart, mittelfristig sollen es 100 Kilometer werden. Verkehrssenator Tjarks betonte aber auch: "Meine Vision ist jetzt nicht eine komplett autofreier Stadt." Autos seien auch weiterhin notwendig - allerdings in einer "deutlich reduzierten Form und auch mit einem deutlich anderen Antrieb".

Im vergangenen Jahr wurden nach Behördenangaben unter anderem gut 32 Kilometer Radfahrstreifen, 16,375 Kilometer Radwege und sechs Kilometer Velorouten gebaut oder saniert. Velorouten sind vor allem für Vielfahrer gedacht, die beispielsweise täglich in die Arbeit radeln. Geplant sind zwölf Routen, die sternförmig vom Rathausmarkt aus weitgehend abseits der Hauptverkehrsstraßen in die äußeren Stadtteile führen. Zwei Ringverbindungen sollen zudem die Wohngebiete der inneren und äußeren Stadt erschließen.

Zu den bekanntesten Radwegeprojekten 2020 zählten unter anderem die Errichtung der Fahrradstraße in der Thadenstraße, der bis zu 4,75 Meter breite Radweg auf dem Ballindamm und die Pop-Up-Bikelanes Beim Schlump und auf der Max-Brauer-Alle. In diesem Jahr stehen nach Behördenangaben unter anderem die Fahrradstraße auf der Veddel, der Umbau der Hannoverschen Straße in Harburg sowie die Umgestaltung der Schlüterstraße in Eimsbüttel auf dem Programm. Zudem soll im Frühjahr Hamburgs größtes Park + Bike Parkhaus mit 600 Stellplätzen an der U-Bahnstelle Kellinghusenstraße eröffnet werden.

Die CDU-Opposition in der Hamburgischen Bürgerschaft nannte die Radwegebilanz eine "dreiste Mogelpackung". "Ein paar auf die Straße gepinselte Linien machen noch keinen richtigen Radweg", kritisierte der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Richard Seelmaecker. Es spreche Bände, dass ausgerechnet diese Provisorien den Löwenanteil des knapp erreichten Koalitionsziels bildeten. "Auch bei den Alltagsrouten hinken SPD und Grüne in Wahrheit ihren eigenen Ansprüchen um einige Jahre und viele Kilometer hinterher", sagte Seelmaecker. Richtige Radverkehrsförderung sehe anders aus.

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