Hamburg/Berlin.

Die Zahl der Piratenangriffe auf den Weltmeeren ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Nach am Mittwoch veröffentlichten Daten des Internationalen Schifffahrtsbüros (IMB) gab es im vergangenen Jahr 195 Piratenangriffe - 33 mehr als im Jahr 2019. Drei Schiffe seien gekapert, elf beschossen und 161 geentert worden. 20 Angriffsversuche seien erfolgreich abgewehrt worden. Besonders betroffen gewesen seien der Golf von Guinea, die Meerenge von Singapur und indonesische Gewässer. Vor Somalia habe es anders als in der Vergangenheit dagegen keine Zwischenfälle gegeben.

Ganz oben in der Statistik der Piratenangriffe stand der Golf von Guinea. In der Bucht des Atlantiks vor der westafrikanischen Küste fanden den Angaben zufolge alle drei Schiffsentführungen statt. Außerdem befanden sich neun der elf Schiffe, auf die im Jahr 2020 geschossen wurde, in dieser Region. 95 Prozent der weltweit 135 entführten Seeleute wurden dort verschleppt, wie das zur Internationalen Handelskammer (ICC) gehörende Schifffahrtsbüro mitteilte. 80 Prozent der Angreifer seien bewaffnet gewesen.

"Die neuesten Statistiken bestätigen die gestiegenen Fähigkeiten der Piraten im Golf von Guinea, wobei immer mehr Angriffe weiter von der Küste entfernt stattfinden", erklärte der Direktor des ICC International Maritime Bureau, Michael Howlett. Die am weitesten entfernte Entführung von Besatzungsmitgliedern ereignete sich laut IMB fast 200 Seemeilen vom der Küste entfernt, der Durchschnitt liegt bei 60 Seemeilen. Das sei ein besorgniserregender Trend, "der nur durch verstärkten Informationsaustausch und Koordination zwischen Schiffen, Melde- und Reaktionsbehörden in der Region des Golfs von Guinea gelöst werden kann".

In der Meerenge von Singapur wurden in 22 von insgesamt 23 Vorfällen Schiffe geentert. Dabei seien ein Besatzungsmitglied verletzt, ein weiteres als Geisel genommen und zwei bedroht wurden. Die Zahl der bewaffneten Raubüberfälle in indonesischen Gewässern sei mit 26 gemeldeten geringfügigen Vorfällen annähernd konstant geblieben.