Kiel. “Nicht notwendig“: Die Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein erteilt dem Vorstoß von CSU-Chef Markus Söder für eine Impfpflicht von Pflegekräften eine Absage und verweist auf die hohe Impfbereitschaft.

Eine Corona-Impfpflicht für Pflegekräfte ist nach Einschätzung der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein nicht notwendig. "Die Impfbereitschaft liegt aus unserer Sicht in Schleswig-Holstein sehr hoch", sagte Kammer-Präsidentin Patricia Drube der Deutschen Presse-Agentur. "Viele große Einrichtungen melden eine Bereitschaft von 90 Prozent des medizinischen und pflegerischen Personals." Es scheine aber auch einzelne Einrichtungen zu geben, die eine geringe Quote haben, sagte Drube.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte eine Debatte über eine Impfpflicht für Pflegepersonal in Heimen angestoßen - und auf breiter Front Kritik geerntet. Die SPD, Koalitionspartner der Union in der Bundesregierung, widersprach ihm ebenso wie die Opposition, Patientenschützer und Gewerkschaften. "Die Impfung muss freiwillig sein; eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen darf es nicht geben", sagte Verdi-Chef Frank Werneke.

"Wir stehen ganz am Anfang einer längeren Impfaktion und freuen uns zunächst über die hohe Bereitschaft in Schleswig-Holstein", sagte Drube. Wenn jetzt einige Pflegefachpersonen noch nicht bereit seien, dann sei das nicht als generelle Ablehnung zu interpretieren. "Wir nehmen bei einigen unserer Mitglieder Zweifel wahr und hören Fragen, die wir für berechtigt halten." Wichtig seien jetzt Informationen und Gespräche. Dafür biete die Kammer zum Beispiel Informationen auf der Homepage und eine Video-Sprechstunde mit Fachärzten an.

Die Impfungen in den Kliniken laufen nach Angaben Drubes "gut, da hier durch die eigenen Ärzte geimpft werden kann". In den stationären Langzeiteinrichtungen (Altenpflege) hätten jetzt auch die Mitarbeiter die Möglichkeit, sich durch die mobilen Impfteams impfen zu lassen.

Kritisch sehe die Kammer die Situation in der ambulanten Pflege (auch ambulant betreutes Wohnen): "Hier haben bis jetzt weder Bewohner noch Pflegefachpersonen die Möglichkeit sich in den Einrichtungen impfen zu lassen." Für pflegebedürftige Menschen, die ambulante Pflege nutzen, sei das Aufsuchen eines Impfzentrums ohne Unterstützung nicht möglich. Schon die Terminvereinbarung gestalte sich schwierig. Drube forderte eine klare Aussage, ab wann die mobilen Impfteams auch diese Einrichtungen bedienen werden. Dann könnten die Mitarbeiter entscheiden, ob sie sich schon vorher um einen Termin in einem Impfzentrum bemühen oder auf ein Impfteam warten.