Hamburg.

Die Holocaust-Überlebenden Esther Bejarano (96) und Peggy Parnass (93) haben Vorbehalte gegen den Wiederaufbau der Hamburger Bornplatzsynagoge geäußert. "Ich zweifle an der Sinnhaftigkeit dieses Vorhabens", sagte Bejarano nach Angaben des Auschwitz-Komitees vom Sonntag auf die Frage, ob die Synagoge als ein sichtbares Zeichen des Judentums in Hamburg den Antisemitismus stoppen könne. Sie fügte hinzu: "Antisemitismus können wir nur bekämpfen, wenn wir die Jungen gewinnen."

Der leere Platz im Grindelviertel symbolisiere das Verschwundene, die 1938 zerstörte Synagoge. Bejarano wünscht sich am heutigen Joseph-Carlebach-Platz ein Haus der Begegnung für alle Menschen. "Ein Haus, in dem über die Ursachen von Antisemitismus, über Lebensbedingungen heute, über Solidarität und Gerechtigkeit, über Umwelt und Bildung diskutiert wird", sagte sie.

Parnass, die die Nazi-Zeit in Schweden überlebte und die alte Synagoge noch gekannt hat, sagte: "Hier wünschte ich mir jetzt eine kuschelige kleine Synagoge, wie ich sie in Prag gesehen habe. In so eine würde ich gerne gehen. Für gigantische Projekte habe ich nichts übrig."

Seit Anfang Januar wirbt eine Plakataktion für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge. Am 27. November hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags 65 Millionen Euro für das Projekt freigegeben. Die Hamburgische Bürgerschaft hält es für wichtig, die Sichtbarkeit des jüdischen Lebens in der Stadt zu stärken. Eine Machbarkeitsstudie soll klären, wie der Neubau architektonisch gestaltet werden soll. Die Jüdische Gemeinde befürwortet, dass die neue Synagoge in ihrer Gestaltung und in ihren Dimensionen an das zerstörte Gotteshaus anknüpft. Das Gebäude war 1908 eingeweiht worden und galt als größte Synagoge Norddeutschlands.